Das Haus von Pina Bausch Tanztheater Wuppertal stellt sich neu auf

Wuppertal · Die frühere Intendantin klagt, der Stadtrat steht vor dem Beschluss über ein Herzensprojekt, das Pina-Bausch-Zentrum. In Wuppertal passiert so Einiges rund um das berühmte Tanztheater.

 Im Schauspielhaus in Wuppertal soll das künftige Zentrum für Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ûnterkommen.

Im Schauspielhaus in Wuppertal soll das künftige Zentrum für Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ûnterkommen.

Foto: Caroline Seidel

Johannes Slawig redete nicht drumherum. "Wir sind mit dem Tanztheater in einer durchaus schwierigen Situation", sagte der Stadtdirektor von Wuppertal und spielte auf den laufenden Arbeitsgerichtsprozess der früheren Intendantin Adolphe Binder an.

Ein Problem allerdings ist gelöst. Nach monatelanger Vakanz hat das Ensemble der 2009 gestorbenen, weltberühmten Choreographin Pina Bausch wieder eine künstlerische Leitung. Bettina Wagner-Bergelt hat seit Mitte November den Job für die nächsten zwei Jahre. Ende dieser Woche stellt sie den noch fehlenden Spielplan für den Rest der laufenden Spielzeit vor.

Überhaupt geht es derzeit Schlag auf Schlag in Sachen Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Am kommenden Montag (17.12.) wird im Stadtrat im Grundsatz über das 60 Millionen Euro teure Projekt eines Pina-Bausch-Zentrums entschieden. Dort soll die Compagnie dauerhaft unterkommen, proben und auftreten. Der Bund übernimmt die Hälfte der Baukosten. Das Land Nordrhein-Westfalen beteiligt sich ebenfalls.

Das künftige Zentrum soll im heute leerstehenden, denkmalgeschützten Schauspielhaus aus den 1960er Jahren entstehen. Auch eine von Salomon Bausch nach dem Tod seiner Mutter gegründete Stiftung soll dort unterkommen. In der chronisch klammen Industriestadt im Bergischen Land ist das Vorhaben eine Herzensangelegenheit. "Das Tanztheater ist Teil der Wuppertaler Kultur, ist Teil des Selbstbewusstseins", fasst Stadtdirektor Slawig zusammen. Die in aller Welt tourende Compagnie ist der Schwebebahn-Stadt seit über 40 Jahren verbunden.

Doch am Donnerstag (13.12.) geht es erstmal um Vergangenheitsbewältigung - vor dem Arbeitsgericht. Die ehemalige Intendantin Adolphe Binder klagt gegen ihre fristlose Kündigung. Der Beirat des Theaters hatte den Schritt im Juli mit der Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit begründet. Zuvor war ein tiefes Zerwürfnis zwischen Binder und der Geschäftsführung bekannt geworden. Anonym wurde in Medienberichten der Intendantin ein autoritärer Führungsstil und das Fehlen eines realisierbaren Spielplans für die nächste Saison angelastet. Die ahnungslosen Tänzer erfuhren davon bei einem Gastspiel in Paris.

Die Compagnie gastiert seit Jahrzehnten mit den Bausch-Stücken in aller Welt. In Wuppertal haben die derzeit 34 Ensemblemitglieder pro Saison rund 30 ausverkaufte, regelmäßig umjubelte Auftritte. Auf internationalen Bühnen treten die Tänzer noch etwas häufiger auf. Der Zauber und Witz der Stücke, die Pina Bausch mit ihnen erarbeitet hat, ziehen immer noch. Arbeiten wie "Vollmond", "Café Müller" oder "1980" sind Kassenschlager.

Pina Bausch starb 2009. Im nächsten Jahr jährt sich ihr Tod zum zehnten Mal. Es werde überlegt, welche Stücke dann aufgeführt werden, berichtet Wagner-Bergelt. Die erfahrene Kulturmanagerin möchte in ihren ersten Tagen im Amt rasch mit jedem Ensemble-Mitglied sprechen. Gerade erst kamen sie von vier Auftritten vor vollen Rängen aus dem brasilianischen São Paulo zurück. Kurz vor Weihnachten geht es nach Athen. Die Karten waren im Nu ausverkauft.

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