Ruhrfestspiele: Hollywoodglanz und Abschied von der Kohle

Recklinghausen · Hollywood-Glanz und Bert Brecht passen bei den Ruhrfestspielen bestens zusammen. Unter dem Thema "Heimat" bringt der scheidende Intendant Frank Hoffmann auch noch den Bergbau unter. Denn 2018 ist das Jahr des Abschieds von den letzten deutschen Zechen.

 Das Festspielhaus der Ruhrfestspiele.

Das Festspielhaus der Ruhrfestspiele.

Foto: Bernd Thissen/Archiv

Die Ruhrfestspiele setzen auf Hollywood. In seiner letzten Spielzeit holt Intendant Frank Hoffmann die beiden US-Darsteller John Malkovich ("In the Line of Fire") und Bill Murray ("Lost in Translation") auf die Bühne. Malkovich schlüpft in "The Music Critic" in die Rolle des Kritikers und zitiert bitterböse Fehlurteile und Schmähungen über einige der bedeutendsten Werke der Musikgeschichte. In "New Worlds" liefern sich Murray und Starcellist Jan Vogler einen Schlagabtausch zwischen großer Musik und großer Literatur von Hemingway über Whitman bis Twain, kündigten die Festspiele am Dienstag in Recklinghausen an.

Die neue Auflage des Revier-Theaterfestivals steht unter dem Hauptthema "Heimat" und beschäftigt sich auch mit Flucht und Vertreibung. Hoffmann bringt dabei vom 1. Mai bis zum 17. Juni Werke von Altmeistern wie Hauptmann, Brecht und Dürrenmatt sowie von zeitgenössischen Autoren wie Ojake und Küspert auf die Bühne. Insgesamt sind 111 Produktionen in 298 Veranstaltungen und 19 Spielstätten zu sehen.

Die Eröffnungsinszenierung übernimmt Hoffmann selbst. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Burgtheater zeigt der scheidende Intendant Dürrenmatts tragische Komödie "Der Besuch der alten Dame". Darin geht es um eine folgenschwere Rückkehr in die Heimat.

Auch der Bergbau spielt bei Hoffmanns Abschieds-Festspielen eine wichtige Rolle. Immerhin ist 2018 das Jahr, in dem die beiden letzten deutschen Zechen schließen. Mit Musiktheater, Tanzproduktionen, Straßentheater und Konzerten will Hoffmann Geschichte und Bedeutung des Kohlebergbaus noch einmal künstlerisch beleuchten.

Dramatiker Albert Ostermaier greift in "Die verlorene Oper. Ruhrepos" ein avantgardistisches Projekt von Bert Brecht und Kurt Weill aus den 20er Jahren auf. Er entwickelt es weiter zu einem visionären Werk über und für das Ruhrgebiet, das der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson als außergewöhnliches Musiktheater aufführt.

Hoffmanns Nachfolger steht bereits fest. Neuer Intendant wird Olaf Kröck, zuletzt Interimsintendant am Bochumer Schauspielhaus. Er hat bereits eine "poetische und politische" Neuausrichtung des renommierten Festivals angekündigt. Mit dem Ende des Bergbaus verändere sich das Selbstverständnis der Menschen, die sich künftig nicht mehr über die "Maloche" identifizierten. "Die Festspiele müssen über diesen Wandlungsprozess nachdenken und sich am Umbruchprozess aktiv beteiligen", glaubt Kröck.

Die 1947 gegründeten Ruhrfestspiele gehören zu den ältesten und größten Theaterfestivals in Europa. Gesellschafter sind der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Stadt Recklinghausen.

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