Die Verfolger von Bonnie und Clyde Netflix zeigt Film "The Highwaymen"

Bonn · Der Netflix-Film „The Highwaymen“ mit Kevin Costner und Woody Harrelson gehört eigentlich ins Kino. Weil er so gut ist.

Bei diesen alten weißen Männern geht gar nichts mehr schnell. Frank Hamer (Kevin Costner) attestiert seinem Kollegen Maney Gault (Woody Harrelson): „Du gehst wie ein 80-Jähriger.“ Allerdings liegt auch Frank schon nach kurzer Verfolgung eines flinken Botenjungen japsend am Boden. Trotzdem sind diese Texas Ranger, von der Gouverneurin (grimmig: Kathy Bates) widerwillig aus dem Ruhestand geholt, zweifellos Profis. Hamer weiß, worauf diese schlecht bezahlte Kopfgeldjagd hinausläuft: „Am Ende fließt Blut.“

Cineasten mögen auf den Highways des amerikanischen Südens die wortkargen Westernhelden von Howard Hawks wiedererkennen, doch vor allem spannt sich der endlose Himmel über die Dämonen der Vergangenheit. Maney quält die Erinnerung an das Abschlachten von mehr als 50 betrunkenen Banditen, an das wohl auch Frank denkt, wenn er scheinbar stoisch im Schaukelstuhl sitzt. Costner, etwa als Eliot Ness in „Die Unbestechlichen“ von schlanker Eleganz, gibt ihm eine fast bleierne, melancholische Schwere, die sich nicht nur der beträchtlichen Wampe verdankt.

Ohnehin gibt es zwei Geschwindigkeiten in diesem atmosphäresatten Film. Während die Veteranen beharrlich warten, tauchen die Gangster wie Gespenster auf. So rasch, dass man sich kurz darauf die Augen reibt: Hat Bonnie da wirklich aus nächster Nähe einen wehrlosen Polizisten in den Kopf geschossen?

Die Robin-Hood-Legende, die dem Duo während der Depressionsjahre angedichtet wurde, zerpflückt Hancock, um sie zugleich bildgewaltig zu illustrieren. Die Kamera stürzt sich geradezu in den fast leichenfleddernden Irrsinn der Menge, die am abgeschleppten Wagen der Gangster zerrt. Tatsächlich kamen zu Bonnie Parkers Beerdigung rund 50 000 Menschen.

Mag sein, dass „The Highwaymen“ das Gangsterkino eher apart variiert als neu erfindet – aber dieser thematisch wie visuell starke Film würde auf der Leinwand eine noch viel bessere Figur machen.

Zu sehen ist der Film auf www.netflix.com.

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