"Die Musik hat mich gerettet" Kylie Minogue im GA-Interview über ihr neues Album "Golden"

London · In ihrem 14. Studioalbum "Golden" hat sich die Popsängerin Kylie Minogue von der Countrymusik beeinflussen lassen. GA-Autor Steffen Rüth sprach mit der Sängerin über ihre neuen Songs aber auch über Privates.

Die Australierin - seit 30 Jahren dank Hits wie "I Should Be So Lucky", "Spinning Around" oder "Can't Get You Out Of My Head" aus der Popwelt nicht wegzudenken - hat sich nun auf ihrem vierzehnten Studioalbum "Golden" dezent von Countrymusik beeinflussen lassen, klingt aber trotzdem immer noch total melodisch, poppig und nach Kylie. GA-Autor Steffen Rüth traf die 49-Jährige, die schon den Brustkrebs besiegte, in London aber nicht nur über ihre neuen Songs, sondern auch über die Folgen ihrer geplatzten Verlobung sprach.

Wenn ich ausgehe, dann will ich tanzen gehen" singen Sie im Text ihrer aktuellen Single "Dancing". Trifft die Aussage zu?

Minogue: Ja! Ich muss jedoch gestehen, allzu oft mache ich das nicht. In meinen Zwanzigern war das anders, da drehte sich immer alles um die Frage "In welchen Nachtclub gehen wir heute?" Wenn ich heutzutage mal weggehe, dann läuft das meistens ähnlich ab. Also, wenn die Musik, die Stimmung und die Leute passen, dann kann es bei mir spät werden. Feiern gehen, vor allem, wenn ich mich spontan treiben lasse, gibt mir Energie und Kraft.

Ist das die tiefere Bedeutung, die in "Dancing" steckt?

Minogue: Ja. So plump es manchmal klingt: Wir machen uns alle zu viel Sorgen. Um unser Leben, den Beruf, die Beziehung, ganz egal. Dabei können wir uns doch glücklich schätzen, überhaupt am Leben zu sein. So eine Clubnacht erinnert uns daran, wie leicht das Leben sein kann.

Sie standen kurz vor Ihrer ersten Ehe. Kann man sagen, dass Ihr Glückshaushalt nach der überraschenden Trennung von Ihrem Verlobten Joshua Sasse Anfang 2017 ziemlich in Unordnung geraten war?

Minogue: Das war ein Tiefschlag. Es war nicht nur mein Herz gebrochen, sondern mehr. Es fühlte sich an, als sei insgesamt etwas in mir kaputtgegangen.

Hat Ihnen die Arbeit an "Golden" geholfen?

Minogue: Ich würde noch weitergehen und behaupten: Die Musik hat mich gerettet. Sie gab mir einen Sinn, einen Fokus. Musik ist die Liebe, die immer für mich da ist, die sicher ist, auf die ich mich blind verlassen kann. Stand jetzt ist sie die Liebe meines Lebens.

Was halten Sie eigentlich von "#MeToo"? Haben Sie auch schlimme Sachen erlebt mit übergriffigen Männern?

Minogue: Nein. Ich hatte keine Begegnungen von dieser widerwärtigen Sorte, von denen wir gerade so häufig hören. Ich finde diese Diskussion kraftvoll und wichtig und bestärkend für uns alle, auch für Männer. Zugleich hoffe ich, dass die Interaktion zwischen Frauen und Männern dadurch nicht total blockiert oder sogar zerstört wird. Wir sollten trotz allem nicht die Gabe verlieren, miteinander zu spielen und uns zu verführen.

Sie haben Ihr neues Album teilweise in Nashville aufgenommen. Warum haben Sie sich von Countrymusik inspirieren lassen?

Minogue: Weil Country cool ist. Logischerweise habe ich kein wirkliches Country-Album gemacht, das wäre ja auch nicht glaubwürdig. Ich mache nach wie vor Popmusik mit Dance-Einflüssen. Aber ein bisschen von diesem Geschmack reinzubringen, das fand ich eine Superidee.

Ist der Song "Golden" eine Anspielung auf Ihren bevorstehenden 50. Geburtstag?

Minogue: Nein. Aber ich hatte eben diese eine Zeile, die ich unbedingt in dem Song unterbringen wollte: "We're not young, we're not old, we're golden". Für mich ist das ein total schöner Satz. Ich glaube, ich habe früher mehr mit dem Älterwerden gehadert als jetzt. Wir sind, wer wir sind, an jedem Punkt unseres Lebens.

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