Dallas, Baywatch, Bonanza Das sind die kultigsten Serien der TV-Geschichte

Bonn · Die Zahl der TV-Klassiker ist mit den Jahrzehnten mächtig angewachsen. Und es kommen ständig neue hinzu. Doch was macht eine Serie zur Kultserie? Und wo kann man sie heute noch sehen?

 Kultserie: Pamela Anderson als Rettungsschwimmerin C.J. Parker in „Baywatch“.

Kultserie: Pamela Anderson als Rettungsschwimmerin C.J. Parker in „Baywatch“.

Foto: pa/obs/Rtl Ii/Rtl Ii

Eine Landkarte geht, aus unerfindlichen Gründen, in Flammen auf und gibt den Blick frei auf vier Cowboys, die gut gelaunt ins Bild preschen. Sogar die Titelmusik galoppiert: dam-da-da-dam-da-dam-daaa! Mit diesem legendären Vorspann begann jede Folge der 1959 gestarteten Westernserie Bonanza. Es geht um Pferdediebstähle, Schlägereien im Saloon, vor allem aber um den Alltag auf der malerischen Ponderosa-Ranch. Ben Cartwright (Lorne Greene) zeigt seinen drei erwachsenen Söhnen, wo’s langgeht. Und Koch Hop Sing gibt seinen Senf dazu. 430 Folgen bringen es auf 21500 Minuten, das reicht, um sich hemmungslos der Nostalgie hinzugeben. Vielleicht wird der Klassiker irgendwo im Universum der vielen TV-Sender gerade wiederholt. Wer auf Nummer sicher gehen will, besorgt sich die DVD-Komplettbox (siehe Infokasten).

Auch andere Serien werden schmerzlich vermisst. Vielleicht zählt dazu bald sogar die „Lindenstraße“, die im März eingestellt wurde. Die Zahl der TV-Klassiker ist mit den Jahrzehnten mächtig angewachsen. Und es kommen ständig neue hinzu. Doch was macht eine Serie zur Kultserie?

Das ZDF fragte unlängst seine Zuschauer, welche Serie von früher sie noch einmal sehen möchten. Der eindeutige Sieger war Girl friends. In der 1995 gestarteten Saga um Mitarbeiter und Gäste eines Hamburger Nobelhotels spielt Mariele Millowitsch die patente, aber von der Liebe enttäuschte Marie Malek. Erfolgsrezept: kleine und große Dramen aus dem Hotelalltag, mittendrin eine lebensechte Heldin mit starkem moralischen Kompass.

Keiner konnte so fies lachen wie er: Wenn der texanische Ölmillionär J.R. Ewing (Larry Hagman) wieder einmal einen Geschäftspartner über den Tisch gezogen, einen Politiker geschmiert oder eine Frau gedemütigt hatte, grinste er bis zur Krempe seines Stetsons. 1978 startete Dallas in den USA, 1981 startete die ARD die erste von 357 Folgen. Die Seifenoper von der Southfork Ranch brachte eine völlig neue Farbe in die TV-Landschaft. Moral? Nein, danke!

Das Gegenstück spielte in Virginia während der Wirtschaftskrise in den 30er Jahren. „Gute Nacht, Jason“, „Gute Nacht, John-Boy“, „Gute Nacht, Mary-Ellen“. Das allabendliche Ritual hat Die Waltons berühmt gemacht. Von 1975 bis 1981 zeigte das ZDF 221 Episoden aus dem harten Leben einer braven Baptistenfamilie. Mama, Papa, sieben Kinder und die Großeltern ertragen wirtschaftliche Not durch Zusammenhalt, Liebe und Gottesfurcht.

  Manfred Krug in „Liebling Kreuzberg“ .

Manfred Krug in „Liebling Kreuzberg“ .

Foto: picture alliance / dpa/rbb

Ein Genussmensch mit Schlapphut, Zigarre und Berliner Schnauze, erfunden vom Schriftsteller Jurek Becker für seinen alten Freund Manfred Krug: Die Serie Liebling Kreuzberg war ein echter Glücksfall. Der arbeitsscheue Anwalt Liebling (Manfred Krug) schickt gern den Kollegen Arnold (Michael Kausch) in die Niederungen des Kreuzberger Justizalltags, die Sekretärinnen Paula (Corinna Genest) und Senta (Anja Franke) halten den Laden auf Kurs. Die lebensklugen Geschichten aus dem Kiez kommen unaufgeregt rüber, alles passt.

Schick, schräg, schlagfertig: Die New Yorker Clique aus der Hit-Serie Friends war in den 90er Jahren für viele Fans eine Art Familienersatz. Die sechs Freunde treffen sich in jeder Episode zu Hause oder im Café Central Perk, um bei Kaffee und Donuts über lästige Verehrer oder Stress am Arbeitsplatz zu plaudern. Brad Pitt, Julia Roberts oder Tom Selleck traten in Gastrollen auf. Die Hauptdarstellerinnen Jennifer Aniston und Courteney Cox setzten mit Haarschnitten und Klamotten internationale Trends. Im Mai 2020 sollte die fröhliche Clique in einem Special wieder aufeinandertreffen, wegen der Corona-Krise musste der Dreh verschoben werden.

Seinen legendärsten Auftritt hatte Filmstar Mario Adorf nicht in der preisgekrönten „Blechtrommel“-Verfilmung, auch nicht als großer Bellheim oder ominöser Schattenmann, sondern in Kir Royal: Als provinzieller Klebstofffabrikant Haffenloher, der mit aller Macht zur Münchener Schickeria gehören will, zischt der großspurige Rheinländer den Gesellschaftsreporter Baby Schimmerlos an: „Ich scheiß dich zu mit meinem Geld“ – Worte für die Ewigkeit. 1986 hatte die ARD-Serie, die mit erfrischender Respektlosigkeit neue Maßstäbe setzte, Premiere. Helmut Dietls Sechsteiler ist bis heute sehenswert.

 Sascha Hehn, Gaby Dohm und Klausjüergen Wussow in der „Schwarzwaldklinik“.

Sascha Hehn, Gaby Dohm und Klausjüergen Wussow in der „Schwarzwaldklinik“.

Foto: picture alliance/dpa/Horst Ossinger

Sie war die Mutter aller deutschen Krankenhausserien und lockte in den 80ern die halbe Nation vor den Bildschirm. 28 Millionen Zuschauer! Pro Folge! Und das Wort „Einschaltquote“ war noch gar nicht erfunden. Ihren Kultfaktor verdankt Die Schwarzwaldklinik nicht zuletzt ihren Stars: Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm oder Sascha Hehn wurden seinerzeit sogar auf der Straße um medizinischen Rat gegeben. Und ins liebliche Glottertal bei Freiburg, wo die Serie angesiedelt ist, pilgern Fans bis heute.

Sie retteten Leben und sahen dabei auch noch verdammt gut aus: Die sexy Helden der US-Strandsaga Baywatch mit David Hasselhoff als Rettungsschwimmer Mitch Buchannon brachten es auf 243 Folgen. Die Storys selbst waren so knapp wie das Outfit der Pazifik-Bademeister. Es mussten Badende gerettet werden, in den ersten Staffeln im sonnigen Kalifornien, später am Strand von Hawaii. Wenn die durchtrainierten Retter in Zeitlupe zum Wasser sprinteten, schlugen die Herzen der Fans höher. Erst recht bei Pamela Anderson, die von 1992 bis 1997 mitwirkte und mit „Baywatch“ ihren Durchbruch aus als Sex-Symbol erlebte.

 Tom Selleck als Magnum in der gleichnamigen Serie.

Tom Selleck als Magnum in der gleichnamigen Serie.

Foto: picture-alliance / dpa/gms

Hawaiihemd, Schnauzbart, roter Ferrari: Tom Selleck avancierte mit Magnum zur Ikone. Ein gerechter Lohn, denn er hat für diesen Einsatz auf die Titelrolle in „Indiana Jones“ verzichtet. Magnum wohnt als Sicherheitschef in der hawaiianischen Villa eines Bestsellerautors, mit dem blasierten Verwalter Higgins (John Hillerman) liefert er sich amüsante Wortgefechte – für viele Fans das Salz in der Suppe.

Kultfaktor geniest auch Derrick mit Horst Tappert als sachlich-strenger Kommissar und dessen diensteifrigem Knecht Harry Klein (Fritz Wepper), wobei der Satz „Harry, hol schon mal den Wagen“, der dieser Serie zugeordnet wird, in 281 Folgen nie gesagt wurde. Auch so entsteht Kult.

Die Liste der TV-Klassiker ist längst nicht vollständig, man könnte mit der Aufarbeitung fast in Serie gehen. Da gibt es noch „Mit Schirm, Charme und Melone“. Oder die Kinderlieblinge „Wickie“ und „Heidi“. Und natürlich „Columbo“. Auch „Sex an the City“ und den „Denver Clan“. „Catweazle“, „High Chaparral“, „Raumpatrouille Orion“, „Graf Yoster“ und „Dr. Kimble“.

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