Asterix ohne Sprechblasen Kein "Wlamm", kein "Paff"!

Berlin · Ein 40 Jahre alter Zeichentrickfilm mit Asterix und Obelix kommt erstmals als Heft heraus. Aufgepasst: Es ist kein Comic, sondern ein Bilderbuch - und ein Gruß aus dem Grab von Text-Genie René Goscinny.

 Das Handout des Verlags Egmont Ehapa zeigt Asterix und Obelix, die den Passierschein A38 im Comic „Asterix erobert Rom“ beschaffen wollen. In diesem Asterix-Heft gibt es keine Sprechblasen.

Das Handout des Verlags Egmont Ehapa zeigt Asterix und Obelix, die den Passierschein A38 im Comic „Asterix erobert Rom“ beschaffen wollen. In diesem Asterix-Heft gibt es keine Sprechblasen.

Foto: dpa

Erstmals seit 1979 erscheint in Deutschland wieder eine „Asterix“-Geschichte, die sich das verstorbene Comic-Genie René Goscinny ausgedacht hat. Zeichner Albert Uderzo hat seine Skizzen für den 70er-Jahre-Zeichentrickfilm „Asterix erobert Rom“ überarbeitet und gemeinsam mit Goscinnys Drehbuchszenario veröffentlicht.

Was herauskam, ist jedoch kein Comic mit Sprechblasen oder exaktes Drehbuch, sondern ein Bilderbuch mit Fließtext. „Asterix erobert Rom“ war im Oktober 1976 in die Kinos gekommen und gilt als erfolgreichste Verfilmung der Abenteuer des tapferen kleinen Galliers. Der Inhalt des Buches: Cäsar gibt Asterix und Obelix zwölf Prüfungen auf, damit sie beweisen, dass sie so unbesiegbar wie Götter sind. Das Heft aus dem Verlag Egmont Ehapa kommt an diesem Donnerstag in den Handel.

In Frankreich ist „Asterix erobert Rom“ bereits im Oktober erschienen, zum 40. Jubiläum des Films. Kein „Paff!“, kein „Wlamm!“, keine Bildfolgen - das hat viele Fans überrascht und spaltet in der Heimat der unbeugsamen Schnauzbarträger die Gemüter. Ein namenloser Sprechblasen-Freund mault im Netz: „Ich hatte einen traditionellen Comic erwartet. Jetzt bin ich sehr enttäuscht.“ Ein anderer Käufer namens Guy dagegen jubelt: „Ein ausgezeichnetes Heft.“ Die ungewohnte Optik einer Gute-Nacht-Geschichte macht den Band vermutlich für viele Leser eher zu einem Liebhaberstück als zu einem Must-have.

Es ist aber nicht das erste Abenteuer aus dem „Asterix“-Kosmos, das als Fließtext daherkommt. Schon die Episode „Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist“ - 1989 erstmals erschienen und 2009 überarbeitet - fußte wolkig auf jahrzehntealten Ideen von Goscinny und wurde von Uderzo zu einem Bilderbuch ausgebaut.

René Goscinny hatte neben den rauflustigen Galliern auch weitere unvergessliche Figuren wie „Der kleine Nick“ und „Lucky Luke“ geschaffen. Sein Tod 1977 gilt vielen „Asterix“-Fans als Katastrophe für die Reihe. Albert Uderzo - ein fabelhafter Zeichner, aber kein großer Autor - fiel es immer schwerer, die Lücke des göttlichen Texters zu füllen. Die Abenteuer wurden stetig schwächer. Vielen Lesern gruselt es noch heute beim Gedanken an den Band „Gallien in Gefahr“ (2005), in dem ein Ufo landete. Seit 2013 setzen Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) behutsam Uderzos Werk fort, der Altmeister zog sich zurück. Fans reagierten erleichtert. Mit der Reihe geht es seither bergauf.

Angesichts der allgegenwärtigen Retrowelle ist es nur logisch, dass die Einfälle Goscinnys im 21. Jahrhundert neu vermarktet werden. Einige Episoden aus „Asterix erobert Rom“ haben nämlich bis heute nichts von ihrer Anarchie verloren und funktionieren auch in der gedruckten Fassung. Das zeigt sich bei der wundervollen Episode, in der die Helden gegen Bürokraten antreten sollen: „Ohne rosa Formular kein Passierschein A 38. Schalter 12, Stiege B, Korridor J.“ Man merkt: Vom römischen Palast zu Franz Kafkas Schloss ist es nicht weit. (dpa)

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