Nach Missbrauchsvorwürfen GLAAD-Awards: Nominierung für Queen-Film zurückgezogen

Berlin/Los Angeles · "Bohemian Rhapsody"-Regisseur Bryan Singer sieht sich neuen Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt. Obwohl er diese bestreitet, hat sein Film nun die Nominierung für die diesjährigen GLAAD-Awards verloren. Queen-Gitarrist Brian May geht ebenfalls auf Distanz.

 Bryan Singer wurde kurz vor Ende der Dreharbeiten durch Dexter Fletcher abgelöst.

Bryan Singer wurde kurz vor Ende der Dreharbeiten durch Dexter Fletcher abgelöst.

Foto: Matt Sayles/Invision/AP

Nach neuen Missbrauchsvorwürfen gegen Regisseur Bryan Singer (53) hat der Film "Bohemian Rhapsody" seinen Platz auf der Nominiertenliste des diesjährigen schwul-lesbischen Filmpreises GLAAD verloren.

In der US-Zeitschrift "Variety" erklärte die Non-Profit-Organisation Gay and Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD): "Der in dieser Woche erschienene Bericht in 'The Atlantic', der das unbeschreibliche Leid von jungen Männern und Teenager-Jungen dokumentiert, haben eine Realität ans Tageslicht gebracht, die nicht ignoriert oder stillschweigend honoriert werden darf."

Bei den GLAAD-Awards werden nach eigener Darstellung Medien honoriert, die die LGBTQ-Gemeinschaft auf faire, korrekte und inklusive Weise darstellen. LGBTQ ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, Transgender und queer.

Die Nominierten für die 30. GLAAD-Awards in Los Angeles und New York sind am Freitag (Ortszeit) bekanntgegeben worden. Das Drama "Bohemian Rhapsody", in dem es um die Band Queen und Frontman Freddie Mercury geht, kam in der Top-Sparte "Herausragender Film" und in anderen Kategorien nicht vor. Für den Spitzenpreis wurden unter anderem die Filme "Crazy Rich", "Deadpool 2", "Love, Simon" und "Verschwörung" nominiert. Auch Filme wie "Boy Erased", "Can You Ever Forgive Me?" und "The Favourite" schafften es unter die 151 Anwärter in insgesamt 27 TV- und Filmsparten. Die Preise werden am 28. März in Los Angeles verliehen.

Singer hatte die Vorwürfe gegen ihn am Mittwoch zurückgewiesen. In einem Statement sprach der Regisseur von Menschen, "die bereit sind, für Geld und Aufmerksamkeit zu lügen".

Zuvor hatte das US-Magazin "The Atlantic" vier Männer zitiert, drei von ihnen anonym. Die einen geben an, mit 15 beziehungsweise 17 Jahren Sex mit Singer gehabt zu haben, obwohl das Mindestalter in solchen Fällen in Kalifornien bei 18 Jahren liegt. Ein damals 13-Jähriger behauptet, der Regisseur habe ihn am Geschlechtsteil berührt. Die Fälle liegen rund 20 Jahre zurück. "Einige der mutmaßlichen Opfer sagen, sie seien von dem Regisseur verführt worden, andere sprechen von Vergewaltigung", heißt es in dem Artikel.

Ähnliche Vorwürfe gegen Singer tauchen seit Jahren auf. Im Dezember 2017 behauptete ein Mann, als 17-Jähriger vom Filmemacher vergewaltigt worden zu sein. Das Verfahren läuft noch.

Queen-Gitarrist Brian May (71) hatte sich in einem Kommentar auf Instagram am Mittwoch hinter Bryan Singer gestellt. "Ein Mann oder eine Frau ist unschuldig, solange nicht das Gegenteil bewiesen wurde", antwortete May auf die Aufforderung einer Userin, Singer nicht mehr auf Instagram zu folgen. Auf Twitter war ein Screenshot des Kommentars aufgetaucht.

In der Nacht zu Freitag (Ortszeit) entschuldigte sich der Musiker in einem Post für seine "rücksichtslosen" Worte. Er habe keine Ahnung gehabt, dass sie als Verteidigung interpretiert werden könnten. "Ich hatte nicht die geringste Absicht, dies zu tun", schrieb May. Auch erklärte er, dass er nicht wusste, dass jemandem auf Instagram zu folgen als Zustimmung gelesen werden könne. Er sei Singer gefolgt, weil sie zusammengearbeitet hatten, und folge ihm nun nicht mehr.

Singer stand bei Blockbustern wie "X-Men" oder "Superman Returns" hinter der Kamera. Kurz vor Ende der Dreharbeiten zum diesjährigen Oscar-Kandidaten "Bohemian Rhapsody" wurde Singer Ende 2017 gefeuert und von Dexter Fletcher abgelöst. Das Filmstudio gibt an, es habe Probleme am Set gegeben und Singer habe mehrfach unentschuldigt gefehlt. Der Regisseur bestreitet die Vorwürfe.

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