TV-Talk "Maybrit Illner" Gauland stärkt Alice Weidel den Rücken

BONN · Bei „Maybrit Illner“ ging es vor allem um die internen Probleme der AfD. Parteichef Alexander Gauland sprach sich gegen eine Rücktritt Alice Weidels in der Spendenaffäre aus und stritt ansonsten leidenschaftlich mit Katrin Göring-Eckardt von den Grünen.

 Paul Ziemiak (v.l.n.r.), Maybrit Illner, Franziska Giffey, Alexander Gauland und Georg Mascolo.

Paul Ziemiak (v.l.n.r.), Maybrit Illner, Franziska Giffey, Alexander Gauland und Georg Mascolo.

Foto: ZDF/Jule Roehr

Darum ging’s

Die Bundestagswahl liegt bereits mehr als ein Jahr zurück. Durch den angekündigten Abschied von Angela Merkel hat sich die Ausgangslage wieder vollkommen verändert. Maybrit Illner wollte von ihren Gästen wissen, wie es nun mit der Parteienlandschaft in Deutschland weitergeht. Wer gewinnen und wer verlieren wird.

Darum ging’s wirklich

Vieles drehte sich um AfD. Es ging um die Parteispendenaffäre und die drohende Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Darüber hinaus stritt Parteisprecher Alexander Gauland mit der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt darüber, ob Grüne oder AfD die Lösung für Deutschland sind.

Gäste

  • Paul Ziemiak (Vorsitzender Junge Union)
  • Franziska Giffey (SPD, Bundesfamilienministerin)
  • Katrin Göring-Eckardt (Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion)
  • Alexander Gauland (Bundessprecher der AfD)
  • Georg Mascolo (Journalist)
  • Matthias Jung (Wahlforscher)

Frontverlauf

Interessant wurde es am Ende mit dem Auftritt des Journalisten Georg Mascolo. Er leitet den Rechercheverbund von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung, der die ausländischen Parteispenden an den AfD-Kreisverband Bodensee aufdeckte. Insgesamt 280.000 Euro hatte die Partei aus der Schweiz und den Niederlanden erhalten. Mascolo könne sich schwer erklären, „wenn ein solcher Vorgang erst dann der Bundestagsverwaltung angezeigt wird, wenn wir ihre Partei konfrontieren“, sagt er in Richtung von Alexander Gauland.

Der AfD-Bundessprecher wehrte sich. „Jeder Pfennig von diesen beiden Spendern ist zurückgezahlt worden“, sagte er. Vom Kreisverband, vom Schatzmeister und wahrscheinlich auch vom Schatzmeister in Baden-Württemberg seien Fehler gemacht worden. Die im Wahlkreis Bodensee angetretene Alice Weidel nahm Gauland jedoch in Schutz. „Frau Weidel war im Wahlkampf. Sie hat diese Kenntnis nicht gehabt“, sagte er. „Ich fordere nicht den Rücktritt von Alice Weidel.“ Dass Landeschef Ralf Özkara dies tut, halte er für nicht besonders klug.

Die AfD hat derzeit noch ein zweites Problem. Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht. Gauland meinte hierzu, es gebe „Verbalradikalismen“, von denen die Parteimitglieder in Zukunft Abstand nehmen solle. Er versuchte sich aber auch in einem kruden Umdeutungsversuch. Mit Bezug auf das Berliner Holocaust-Mahnmal sagte er: „Herr Höcke hatte völlig recht: Es ist ein Mahnmal unserer Schande.“ Dass die Holocaust-Erinnerung eine Schande sei, habe er nie gesagt.

Wie so oft an diesem Abend brachte er damit die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gegen sich auf. Gauland gegen Göring-Eckardt war ohnehin das Duell des Abends. Die Beiden stritten intensiv darüber, ob Grüne oder AfD die besseren Lösungen für Deutschlands Zukunft habe. „Wenn ich das Grünen-Programm nehme, ist bei uns immer das Gegenteil richtig“, sagte Gauland treffend.

Dabei wurde es mitunter äußert emotional. „Wir werden nicht Ruhe lassen, bis wir dafür gesorgt haben, dass sie keinen Millimeter mehr die Demokratie in diesem Land gefährden können“, sagte Göring-Eckardt einmal. Für Gauland waren Göring-Eckardts Äußerungen mehrfach eine „Unverschämtheit“.

Dazwischen hatten es Junge Union-Chef Paul Ziemiak und SPD-Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Ziemiak versuchte mit jedem seiner Sätze von Gauland und Göring-Eckardt gleichermaßen abzugrenzen. „Mir persönlich tut es gut, AfD und Grünen-Positionen zu hören. Es gibt mir immer auch das Gefühl, warum es so notwendig ist, dass wir Volksparteien haben in Deutschland“, sagte er. Giffey suchte ein Alleinstellungsmerkmal der SPD und ging dabei nicht sonderlich kreativ vor. „Wir wollen den Erfolg eines jeden Menschen abkoppeln von der sozialen Herkunft“, sagte sie. Die Hauptakteure waren in dieser Sendung jedoch andere.

Satz des Abends

„Wenn ich das hier sage, wird er bestimmt nicht gewählt“ (Alexander Gauland auf die Frage, wer sein Favorit als neuer CDU-Chef ist)

Dieser Text ist zuerst bei RP Online erschienen.

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