Neu im Kino Fuck ju Göhte 3: Zurück im Mikrokosmos Schule

Bonn · Das Finale der erfolgreichen Komödie „Fack ju Göhte“ mit Elyas M'Barek als Lehrer Zeki sprüht vor anarchischer Spielfreude

"Habt Ihr denn keine Träume?“, pflaumt Aushilfslehrer Zeki Müller die Klasse an. „Ja, schon. Aber nichts mit Beruf“, entgegnet Chantal in gewohnt knapper, treffsicherer Diktion. Die Chaosklasse 11b der Goethe-Gesamtschule ist zurück und diesmal geht es um die Zukunft der Schüler, die sich auf der Zielgeraden zum Abi nun doch noch dem Ernst des Lebens stellen müssen. Ein Besuch im Berufsinformationszentrum endet erst einmal im Desaster. Nach einem Multiple-Choice-Test spuckt der Algorithmus des Jobcenters für die Göhtianer Zukunftsperspektiven als Kanalarbeiter oder Altenpflegerin aus. Lehrer Zeki (Elyas M'Barek) kommt immerhin auf „78 Prozent Schlachter“. „Der Computer ist behindert. Wir wollen das nicht werden“, brüllt Chantal (Jella Haase) und Danger (Max von der Groeben) zerlegt erst einmal den Filmvorführraum. Der Zukunftsschock sitzt tief und führt dazu, dass die rudimentäre Lernmotivation der Schüler weiter absackt.

Dabei hat Schulamtsleiter Badebrecht (Michael Maertens) gerade einen Abitur-Zulassungstest für den ganzen Jahrgang verordnet und mit den Problemschülern der 11b ist auch die Existenz der Schule gefährdet. Das Finale von „Fack ju Göhte“ versteht sich in allererster Linie als Fanprodukt. Fast 15 Millionen Zuschauer haben die ersten beiden Teile ins Kino gelockt und die werden am Ende noch einmal mit Vertrautem verwöhnt. Nachdem die zweite Folge mit einer Klassenfahrt die Flucht nach Thailand antrat und allzu sehr aus der Hüfte geschossen wirkte, kehrt Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin zurück in den Mikrokosmos Schule. Hier kommt es wieder zur rituellen Chaosproduktion, um den Aufmerksamkeitspegel nicht absacken zu lassen und die dramaturgische Marschroute ein wenig zu kaschieren. Denn während die ersten beiden Teile narrativ umherschweiften, hat „FJG 3“ ein klares Ziel vor Augen.

Wenn Corinna Harfouch als Berufsberaterin attestiert, dass diese Schüler wohl nie vollwertige Mitglieder der Gesellschaft werden, muss Zeki unterstützt von seiner beherzten Kollegin Biggi (einfach Bombe: Sandra Hüller) das Gegenteil beweisen und seine geliebten Querulanten mit einem Happy-Abi-End zu versorgen. Bei aller Lebensratgeberei und dramaturgischen Abrundungsanstrengungen liegt die Qualität erneut in den dialogischen Details, im Jargon- und Sprachwitz, der sich zumeist aus der sichtbaren Zuneigung zu den Charakteren speist. Und wenn es am Ende mit Chantals Abi-Ansprache dann doch zu kitschig wird, ruft Zeynep (Gizim Emre) mal eben ein kräftiges „Chantal, du geile Sau“ dazwischen und lässt die Luft wieder aus der Szene raus. Alles in allem ein vielleicht etwas zu würdiger Abschluss, der sich jedoch die anarchische Spielfreude in kanalisierter Form bewahrt hat.

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