Investor redet sich in Rage Frank Thelen zerlegt App-Idee bei "Höhle der Löwen"

Bonn · Sechs Kandidaten und vier Deals: In der achten Folge von "Höhle der Löwen" präsentierten die findigen Unternehmer sonderbare bis innovative Ideen. Bei einer App redete sich Investor Frank Thelen regelrecht in Rage.

Zuckerfreie Bio-Getränke für Kinder, eine elektrische Zahnbürste, die mitdenkt, eine unsichtbare Halterung für modische Einstecktücher oder eine Katzenstreuschaufel als Weltneuheit. Den Investoren bei der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" wurden am Dienstagabend mehr oder weniger überzeugende Konzepte präsentiert. Georg Kofler, der noch einmal für die erkrankte Judith Williams in die Bresche sprang, ließ sich gleich beim ersten Deal überzeugen. Zäher gab sich der Bonner Löwe Frank Thelen und zeigte sich nur von einem Konzept wirklich überzeugt.

Rätselraten direkt beim ersten Deal: Angesichts der Staffeleien und bunten Bilder auf der Studiobühne schauten die Löwen verdutzt. "Art Night" nennen Aimie-Sarah Carstensen (28) und David Neisinger (29) aus Berlin ihre Mal-Workshops, die in Kneipen und Restaurants stattfinden. Seit sieben Monaten sind sie auf dem Markt. In drei Städten gibt es ihren künstlerisch, kommunikativen Workshop bereits. Nun wollen sie expandieren und das ganze Land "glücklich machen", wie sie sagen. 150.000 Euro benötigen sie dafür. Den Löwen boten sie dafür zehn Prozent Beteiligung.

Kunstspaß in der Kneipe

"Art Night" funktioniert über eine Online-Plattform. 25 Personen können sich für den ungewöhnlichen Kunstspaß anmelden, der außerdem beziehungsstiftend sein kann, wie Neisinger am Rand anmerkt. Eine Künstlerin gibt Tipps und zeigt Techniken, mit denen jeder noch so minderbegabte Zeichner in nur zwei Stunden ein Kunstwerk mit nach Hause nehmen kann. Das Ganze findet irgendwo in einer Kneipe oder einem Restaurant statt.

Kofler war sofort begeistert. Auch Frank Thelen würde für 15 Prozent einsteigen. Die anderen zogen sich direkt zurück. Carstensen und Neisinger entschieden sich nach kurzer Diskussion für Kofler. "Er hat unser Produkt sofort verstanden, das hat uns gefallen", sagten die beiden Jung-Unternehmer.

Jackpot mit Superzahl

Ali Dilgrin (37) hat in den vergangenen fünf Jahren auf vieles verzichtet. 25.000 Euro steckte er in "Keddi Scoop", eine Weltneuheit, wie er sagt. "Keddi Scoop" ist eine Katzenstreuschaufel. Keddi ist das türkische Wort für Katze, Scoop die englische Bezeichnung für Schaufel. Der Clou dieses Produkts sind die verschiedenartigen Stufen. Je nach Streugröße kann die Schaufel ihre Durchlässigkeit verstellen. So können alle Streuarten aus der Katzentoilette herausgesiebt werden. Sauberes Streu bleibt länger erhalten.

Thelen blickte skeptisch, verstand zunächst nicht, was Dilgrin da gerade präsentierte. Dagmar Wöhrl, selbst seit vielen Jahren im Tierschutz aktiv, erklärte ihm den Sinn solcher Schaufeln für die Hinterlassenschaften der Stubentiger. "Ich liebe diese Sendung für ihre innovativen Ideen und die Begeisterung der Kandidaten", sagte Thelen daraufhin, ließ sich aber trotzdem nicht überzeugen. Auch seine Kollegen stiegen aus. Carsten Maschmeyer war das ganze Geschäft zu heikel. "Außer Ihrer Begeisterung haben Sie noch nichts zu bieten." Dilgrin gab nicht auf, erzählte von einem ungeheuer großen Markt mit 16 Millionen Katzenhaushalten. Er redete sich um Kopf und Kragen. Den Deal machte er schließlich mit Ralf Dümmel. Ali Dilgrin standen die Freudentränen in den Augen. "Das ist wie einer Sechser im Lotto mit Superzahl."

Energiekick in drei Minuten

Eine Tankstelle für Energie brachten Norman Alexander (27) und Cemal Osmanovic (59) in Form einer App mit. "No Limit" heißt ihr Geschäftsmodell, für das sie 250.000 Euro benötigen und dafür 15 Prozent Anteile vergeben würden. Die App bietet Audiofiles mit einer Kurzentspannungsanleitung in den Bereichen Leben, Arbeit, Gesundheit oder Liebe. Mentalcoach Alexander und Persönlichkeitstrainer Osmanovic konnten jedoch die Löwen nicht überzeugen. "Was ist der Witz, was das Besondere", wollte Löwe Frank Thelen von den beiden wissen? Die Entspannungs-App überall nutzen zu können, überzeugte ihn nicht. Außerdem waren ihm und den anderen Löwen die 100 User, die Alexander und Osmanovic bislang erreichen, so "unterirdisch". "Da habt ihr richtig danebengegriffen", so Thelen weiter.

"Das ist bisher echt ein richtiger Fehlstart. Eigentlich müsstet ihr heute mir erklären: Wir haben das voll in den Sand gesetzt", redet sich der Investor fast in Rage. Es folgen weitere Rechtfertigungen und Diskussionen. Thelen erwidert die hohen Ansprüche der Kandidaten: "Dann hast du wohl kein einziges Interview gelesen von mir, bevor du hier reingelaufen bist. Da sag' ich immer: Wer mir so einen Scheiß nochmal erzählt...Das kann ich mir nicht mehr anhören." Wie alle anderen stieg auch Thelen letztlich aus.

"Niemand hört das gerne. Es gibt schönere Momente", sagte Osmanovic am Ende. Nun wollen sie aus den Argumenten der Löwen lernen und alleine weitermachen. "Wir sind da. Wir sind motiviert", sagte Alexander.

Wiedergeburt des Einstecktuches

Nicht leicht hatte es auch der ehemalige Fußballprofi und Autoverkäufer Manuel Planellla (38). Seine lederne Halterung für Einstecktücher empfand Georg Kofler für zu "kleinteilig". Für ein "nettes Hobby, aber kein Geschäft", hielt es Frank Thelen und zog sich aus dem Deal zurück. Dabei hatte Planella seinen Charme spielen lassen und sein gesamtes Verkäufertalent in die Waagschale geworfen, um die harte Jury von seinem Accessoire zu überzeugen, mit dem Einstecktücher künftig nie mehr verrutschen oder gar herausfallen.

Möglich macht es sein "durchdachtes System". Zwei mit Leder überzogene Federstahlbänder sorgten für Spannung. Das Tuch wird einfach hineingesteckt und in der Sackotasche versenkt. Nur leider musste Planella zugeben, dass noch keine einzige Halterung, die er unter dem Namen "Manplan" vermarkten will, verkauft hat.

Trotzdem wagte es Dagmar Wöhrl, selbst eine große Freundin von Einstecktüchern, und ging den Deal ein. Planella erhält 75.000 Euro und muss ihr im Gegenzug 20 Prozent Anteile am Geschäft übertragen. Die scheinbar simple Idee des Einstecktuches erinnert irgendwie an den Auftritt 2015 des damals 23-jährigen Bonner David Schirrmacher und seinen Fliegen zum Selberbinden. Schirrmacher ist heute mit seiner Marke "Von Floerke" in vielen namhaften Modehäusern präsent. Auch dank der Unterstützung der Löwen.

Eine Million war den Löwen zu viel

Mit zuckerfreien Kindertees waren Jill Evelyn Erlach (37) und Marco Riehl (39) aus Frankfurt in die "Höhle der Löwen" gekommen. "Tee Fee" heißt ihr kleines Unternehmen, das mithilfe der Löwen nun expandieren soll. Bislang haben sie sechs Teesorten und vier Eisteesorten auf dem Markt. Ihre Produktpalette wollen sie nun vergrößern. Dafür benötigen sie eine Millionen Euro.

Gesüßt werden die Getränke mit Steviablättern. Die Kostprobe, die sie den Löwen boten, fiel nicht gut aus. "Es schmeckt grausam", sagte Thelen. Auch Koflers Geschmacksnerven hat das Getränke nicht überzeugt. "Ich bin aber kein Kind mehr und somit nicht Zielgruppe", sagte Kofler, der durchaus Interesse hätte, dem aber die Investitionssumme viel zu hoch war. Diese Einschätzung teilte er übrigens mit den anderen Löwen.

Erlach und Riehl gingen ohne Deal nach Hause, zeigten sich aber zuversichtlich. "Wir werden es schaffen und lassen uns nicht verunsichern."

Zartes Zahnpflänzchen

"Happy Brush", eine elektrische Zahnbürste mit Schalltechnologie und smartem Aufsatz, wollten Florian Kiener (32) und Stefan Walter (35) an den Mann bringen und 500.000 Euro einwerben. Dafür waren sie bereit, zehn Prozent an die Löwen abzutreten. Die Bürste mit ihrem Langzeit-Akku, der sogar drei Wochen halten soll und einem Timer, der nach zwei Minuten den Putzvorgang stoppt, soll nun den Markt weiter erobern. Ein erstes Produkt, dass sie zusammen mit Produktdesignern, Ingenieuren und Zahnärzten entwickelt haben, gibt es seit 2016.

Während Thelen das Ganze für wenig innovativ hielt und Kofler sich nicht wirklich mit dem Produkt identifizieren konnte, sagte Carsten Maschmeyer den beiden voraus, dass er aus dem "zarten Zahnpflänzchen einen großen internationalen botanischen Park" machen wolle. Zusammen mit Dümmel stieg er in den Deal ein, wollte aber 20 Prozent rauschlagen. Kiener und Walter schlugen ein und erhielten nun 500.000 Euro für die Expansion von "Happy Brush".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Salman Rushdies Antwort auf den Hass
„Knife“: Das Buch über die Messerattacke Salman Rushdies Antwort auf den Hass
Zum Thema
Aus dem Ressort