Berliner Schloss "Erste Vorboten" - Humboldt Forum stellt Highlights vor

Berlin · Das Humboldt Forum ist Deutschlands größtes Kulturprojekt. Jetzt geben die Macher einen Vorgeschmack auf ihr Menü. Vorerst sind die Gänge recht unterschiedlich.

 Dorothee Wagner (l), wissenschaftliche Koordinatorin der Präsentation von "Highlight"-Objekten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf der Museumsinsel, präsentiert den Geröllblock aus Guatemala "Barrigon" aus der Zeit etwa 500-300 v. Chr.

Dorothee Wagner (l), wissenschaftliche Koordinatorin der Präsentation von "Highlight"-Objekten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf der Museumsinsel, präsentiert den Geröllblock aus Guatemala "Barrigon" aus der Zeit etwa 500-300 v. Chr.

Foto: Arne Immanuel Bänsch

Eine abgetrennte Gorillahand im Konservierungsglas und ein göttliches Reittier aus dem Hindutempel, die Tür eines legendären Berliner Technoclubs und eine mexikanische Federmadonna - mit solchen "Highlights" stellt sich das Humboldt Forum ein Jahr vor seiner Eröffnung vor.

Unter dem Motto "Erste Vorboten" werden in den kommenden Monaten in Ausstellungen und Gesprächen insgesamt 15 ausgewählte Objekte präsentiert, die das Konzept des ambitionierten Kulturzentrums deutlich machen sollen.

"Exemplarisch stehen sie für die Vielfalt der Themen aus Wissenschaft und Kunst, Natur und Kultur, Geschichte und Gesellschaft sowie für die verschiedenen Perspektiven von gestern und heute, nah und fern, die in der Mitte Berlins neu zusammenfinden", erklärten die Veranstalter zum Auftakt am Dienstag.

Das Humboldt Forum, Deutschlands kulturelles Vorzeigeprojekt, soll von Ende 2019 an schrittweise öffnen. Hinter den rekonstruierten Fassaden der einstigen Preußenresidenz werden mehr als 20.000 Kunstwerke, spirituelle Objekte und Alltagsgegenstände aus Asien und Afrika, Amerika und Ozeanien zu sehen sein.

Größter Player ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die mit ihrer weltberühmten ethnologischen Sammlung das Haus gegenüber der Museumsinsel zu einem "Ort der Weltkulturen" machen will. Auch die Humboldt-Universität und das Land Berlin sind mit Ausstellungsflächen beteiligt.

Der neue Generalintendant Hartmut Dorgerloh (56), der nach langem Kompetenzgerangel unter den Partnern seit Juni an der Spitze der verantwortlichen Stiftung steht, erinnert am Dienstag gleich mehrfach an das vielbeschworene Konzept aus einem Guss. "Unser Anspruch ist, mit den unterschiedlichen Akteuren ein gemeinsames Angebot zu formen", sagt er.

Doch bis dahin ist es wohl noch ein Stück Weg. Das Ethnologische Museum hat nach Angaben seines Direktors Lars-Christian Koch für die jetzt anlaufenden "Highlights" Objekte ausgewählt, die lange nicht zu sehen waren und die eine besondere Aussagekraft haben.

Dazu gehören etwa eine Kriegsvase der Maya, eine Schlangenskulptur der Azteken und eine etwa 2500 Jahre alte Figur aus Guatemala, wegen ihrer Dickbäuchigkeit "Barrigón", "kleiner Dicker" genannt. Wichtiges Anliegen der Museen sei, auch von der Geschichte und Herkunft der Objekte zu erzählen, sagt Koch mit Blick auf die laufende Debatte um Deutschlands koloniales Erbe.

In der Ausstellung des Landes Berlin einen Stock tiefer wird es auch viel um jüngere Geschichte gehen. So stellt Chefkurator Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums, eine Stahltür als Symbol für die Freiräume der Stadt vor.

Sie schützte einst den Tresorraum des von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufhauses Wertheim, nach der Wende gelangten Millionen Technofans durch diese Tür in den Club Tresor. "Bitte warten Sie nicht auf die Politik", sagte Spies. "Bitte gehen Sie durch diese Tür."

Eher kopflastig präsentiert sich dagegen vorerst die Humboldt-Universität. Eine Vorlesungsmitschrift aus dem Jahr 1885 mit dem Kommentar "Dies bezweifle ich!" steht demnach für den Geist der Widerspruchs.

Und die eingelegte Gorilla-Hand, 1904 für die Lehrsammlung angeschafft, soll nach den Worten des leitenden Kurators Gorch Pieken die "gewaltförmigen Transformationsprozesse" unter den Bedingungen des Kolonialismus deutlich machen.

Ein Teil der Objekte ist mit unterschiedlicher Laufzeit in den verschiedenen Häusern der Museumsinsel und in der Gemäldegalerie zu sehen. Die anderen werden bis zum Mai in acht Expertengesprächen an unterschiedlichen Orten vorgestellt. Ende 2019 kommen dann alle unter dem Dach des Humboldt Forums zusammen.

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