Premiere in Oberhausen Dieser Tarzan ist ein Superstar

Oberhausen · Alexander Klaws, der Sieger der ersten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" war, überzeugt in Oberhausen als Titelheld des Disney-Musicals.

Aufgrund einer technischen Störung müssen wir die Vorstellung kurzfristig unterbrechen!“ Während einer Premiere natürlich eine Horrordurchsage für die Beteiligten auf und hinter der Bühne. Doch so ein Satz zeigt auch, wie abhängig ein Musical wie „Tarzan“ im Oberhausener Metronom Theater von der aufwendigen Technik ist. Denn was das Team von Walt Disney da im Ruhrpott auftischt, ist faszinierend anzusehen und trägt wesentlich dazu bei, die altbekannte Geschichte „Ich Tarzan, du Jane“ mitreißend zu erzählen.

Pantomimisch wird dargestellt, wie das Schiff mit Lord und Lady Greystoke und ihrem Baby an Bord untergeht. Die Familie kann sich zwar an Land retten, die Eltern werden aber von einem Leoparden getötet. Den kleinen Jungen zieht eine Gorilla-Sippe groß. Er fragt sich aber immer, warum er anders ist, warum das Oberhaupt der Gruppe ihm nicht vertraut. Als dann ein englischer Forscher mit seiner Tochter auftaucht, verlieben sich Tarzan und sie ineinander. So weit, so kitschig – so schön.

Doch der Abend lebt von der bisweilen wahnwitzigen Inszenierung: Die Affenhorde schwingt sich an Seilen hoch und höher – und quer übers Publikum. Pflanzen und Insekten erwachen zum Leben, in knallbunten Kostümen schweben sie durch die Lüfte. Die Bühne ist nach links und rechts erweitert worden, für die Zuschauer im Parkett ergibt sich so ein halbrundes Panorama mit leibhaftigen 3-D-Effekten, wenn etwa die Gorillas an Bungee-Seilen von der Decke in Richtung ihrer Köpfe stürzen. Auch von den „billigen“ Plätzen aus kann man das vergnügt betrachten. Und sich an solchen liebevollen Details wie den dschungelgrünen Treppengeländern erfreuen.

Das Musical basiert auf dem Disney-Zeichentrickfilm von 1999. Ein mittlerweile gängiges Konzept, erfolgreichen Animationswerken ein zweites Bühnenleben einzuhauchen. Bestes Beispiel dürfte „König der Löwen“ sein, aktuellster Streich, der gerade in Hamburg läuft, ist „Aladdin“.

Für den Film schrieb Phil Collins die Songs und gewann für „You'll be in my heart“ einen Oscar und einen Golden Globe. Und man muss ehrlich sein: Das ist das Lied, das einem am Ende des Abends im Ohr bleibt. Andererseits hat man auch keinen ganz schlechten Song gehört. Und es ist witzig, wenn man gerade bei einer Reihe von Uptempo-Nummern die Stimme von Phil Collins im Ohr hat, sie haben einfach seinen Sound.

Und natürlich, wie bei Stage Entertainment-Produktionen üblich, sind die Leistungen der Darsteller gut und solide. Man fragt sich natürlich immer wieder, warum man es einer Niederländerin wie Tessa Sunniva van Tol (süß als Jane) antut, dass sie sich durch die wirklich schweren Sprechtexte kämpfen muss. Und manchmal würde man sich vielleicht etwas mehr Mut zu ungewöhnlicheren Stimmen wünschen, hier hört man bisweilen zu sehr Austauschbares. Zwei der Darsteller machen die Show aber zu etwas ganz Besonderem.

Sabrina Weckerlin als Gorillaweibchen Kala, das Tarzan großzieht, singt berührend („Dir gehört mein Herz“) und hat genügend Frauenpower, um dem Clanchef Kerchak (schön macho: Patrick Stanke) Paroli zu bieten.

Und Alexander Klaws als Tarzan, in der Rolle, die er schon 2010 in Hamburg spielte? Er ist großartig, sowohl stimmlich wie sportlich. Es ist faszinierend zu sehen, was der erste Gewinner von „Deutschland sucht den Superstar“ im Jahr 2003 aus sich gemacht hat. Fleiß und Disziplin werden ihn hierher gebracht haben. Dass er der Star des Abends ist, hat er sich durch harte Arbeit wohlverdient. Chapeau!

Karten im Internet.

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