Ab Donnerstag im Kino „Le Mans 66“ reist in die Vergangenheit des Rennsports

Bonn · Von Rennsportfans und Autofanatikern sehnlichst erwartet: Der Film „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ reist zurück in die 1960er Jahre. Und das macht richtig Spaß, schreibt unser Autor.

 Bebrillt: Matt Damon (links) als Carroll Shelby und Christian Bale als Ken Miles in einer Szene des Films „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“.

Bebrillt: Matt Damon (links) als Carroll Shelby und Christian Bale als Ken Miles in einer Szene des Films „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“.

Foto: dpa/-

Vielleicht wird in zehn, 15 Jahren, wenn Tankstellen aus unserer Landschaft verschwunden sind und ausschließlich Elektroautos leise durch die Straßen surren, James Mangolds „Le Mans 66“ als die letzte Ode an den Verbrennungsmotor in die Filmgeschichte eingegangen sein.

Als skurriles Relikt einer längst vergangenen Ära wird man sich diesen Film, der dem Autorennsport huldigt und dessen Protagonisten als Charakterhelden feiert, bei „Amazon Retro“ herunterladen, um sich an den Geruch von Benzin und die guten, alten ölverschmierten Zeiten zu erinnern.

„Le Mans 66“ reist zurück in die 1960er Jahre, in denen Ferrari im Rennsport die Nase vorn hat. Aber das Unternehmen gerät in finanzielle Schwierigkeiten, und der amerikanische Autoriese Ford wittert seine Chance. Henry Ford II. (Tracy Letts) schickt Verhandler mit einem Übernahmeangebot nach Italien, das allerdings von Enzo Ferrari (Remo Girone) brüsk abgelehnt wird. Ihr Boss sei eben nicht Henry Ford, sondern nur Henry Ford II., lässt Ferrari ausrichten. Dem amerikanischen Firmenchef entgleiten die Gesichtszüge, als ihm die Botschaft übermittelt wird. Für einige lange Sekunden erkennt man darin jene ödipalen Minderwertigkeitskomplexe, unter denen alle Prinzen leiden, die ihre Krone von einem übermächtigen Vater übernommen haben.

Es geht um Männer, die im Kreis fahren

Aber gekränkter Mannesstolz ist bekanntlich eine der Hauptantriebsfedern der wirren Weltgeschichte, und so kündigt Ford an, Ferrari beim legendären 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans besiegen zu wollen. 90 Tage Zeit gibt es für die Entwicklung eines konkurrenzfähigen Vehikels. Geld spielt keine Rolle.

Als Leiter der Rennsport-Unternehmung wird Carroll Shelby (Matt Damon) unter Vertrag genommen, der in Le Mans einmal als Erster über die Zielgerade raste, aber aufgrund einer Herzschwäche vom aktiven Dienst am Lenkrad zurücktreten musste. Als Mitstreiter engagiert Shelby den begnadeten Autoschrauber und furchtlosen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale). Dank dessen Talent zur Renitenz sind die Konflikte mit den Anzugträgern aus der Konzernzentrale programmiert.

Bedenkt man die Tatsache, dass es in diesem Film eigentlich nur um Männer geht, die besonders schnell im Kreis fahren, ist „Le Mans 66“ eine unverschämt unterhaltsame Angelegenheit. Das liegt zum einen an Mangolds fluidem Regiestil, der motorisierte Action-Szenen, maskuline Machtkämpfe und herzerweichende Loyalitätskonflikte professionell ausbalanciert.

Aber vor allem wird der Film von seinen Hauptdarstellern getragen: Christian Bale hat ja schon oft den Fiesling gegeben, aber hier darf er einmal als echter Sympathieträger reüssieren, dessen Leidenschaft für frisierte Motoren und schnelle Autos selbst auf passionierte Fahrradfahrer eine ansteckende Wirkung entfaltet.

Matt Damon bietet als gewiefter Pragmatiker den optimalen Gegenpol. Besonders gern schaut man jedoch Tracy Letts bei der Arbeit zu, der als Henry Ford II. brillant die omnipotente Überheblichkeit eines Mannes vorführt, dem zu viel Macht und Geld in den Schoß gefallen sind. Eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller dürfte ihm sicher sein.

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