ESC-Vorentscheid Damen-Trio Elaiza aus Berlin fährt nach Kopenhagen

KÖLN · Absoluter Newcomer oder erfahrener Charts-Gigant - am Ende eines langen ESC-Vorentscheid-Abends hätte die Entscheidung kaum spannender sein können. Wer vertritt Deutschland beim Song Contest am 10. Mai in Kopenhagen? Die Zuschauer entschieden sich schließlich für die frisch aufspielenden Mädels von Elaiza, die mit jeder Menge Esprit und Lockerheit die Zuschauer in der Lanxess-Arena und vor den Fernsehern verzauberten - und im Stechen die derzeit wohl erfolgreichste deutsche Formation Unheilig schlugen.

Dabei hatte zunächst vieles in der an diesem Abend eher gemütlich anmutenden Lanxess-Arena auf einen Sieg von Unheilig hingedeutet. Siegersicher waren sich auch Brigitte Gerressen und Marlis Reinertz. Die beiden reisen schon seit rund vier Jahren dem Grafen zu Konzerten hinterher. Dass man ihm jetzt auch beim ESC die Daumen drücken wollte, war für die Mönchengladbacherin und die Goslarerin natürlich Ehrensache.

Eine richtig gute Stimmung war aber auch bei den anderen Fans in der Arena angesagt. "Wie schön, dass der ESC-Vorentscheid in Kölle stattfindet - denn hier ist die Stimmung einfach am besten", sagte Moderatorin Barbara Schöneberger - gestern Abend nach eigener Aussage von ihrer Visagistin zu einer Mischung aus Agnetha Fältskog von Abba und Guildo Horn gestylt - schon beim Warm-Up vor Beginn der Sendung.

[kein Linktext vorhanden]Entsprechend wurde auch von den Verantwortlichen des NDR bei der Show alles aufgeboten, was möglich war: Schnee auf der Bühne, ein komplettes Segelschiff als Band-Podium, Glitter-Konfetti-Regen, ein Kerzenmeer für Unheilig oder auch ein brennendes Klavier für die Jungs von The Baseball - die Bühnenausstatter hatten kräftig in die Trickkiste gegriffen. Wahren ESC-Glamour versprühte Vorjahressiegerin Emmelie de Forest aus Dänemark. Und einen Friedensgruß an die Adresse von Russlands Präsident Putin schickte Schöneberger mit dem Nicole-Klassiker "Ein bisschen Frieden".

Eine Jury gab es dieses Mal nicht. Man habe das Verfahren geändert, weil es im vergangenen Jahr "ein Missverständnis" gegeben habe, hatte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber im Vorfeld erklärt. Denn das Jury-Voting war erst nach der Abstimmung der Zuschauer und Zuhörer bekanntgegeben worden und hatte im Ergebnis Kritik ausgelöst. Und: "Die Zuschauer haben sowieso immer recht" - dieser Tatsache würde mit dem reinen Zuschauer-Voting Rechnung getragen. Und die Zuschauer-Jury wählte aus den acht Teilnehmern die Irish-Folk-Band Santiano, die Formation MarieMarie, Wildcard-Gewinnerin Elaiza und den wohl bekanntesten Teilnehmer Unheilig ins Halbfinale. Am Ende standen noch die Stimmungsgewaltigen Mädels von Elaiza und der Graf mit Unheilig auf der Bühne - und sorgten mit ihren Auftritten für echte Gänsehaustimmung.

"Wir sind super-super aufgeregt", hatte das Berliner Damen-Trio Elaiza im Vorfeld verraten. Jetzt dürften sie ob des Siegs im Vorentscheid freilich noch aufgeregter sein. Nun bleibt abzuwarten, wie Deutschland am 10. Mai beim ESC in Kopenhagen abschneidet. Aber eigentlich kann man ganz locker nach Dänemark reisen. Denn schlimmer als Cascada, die im vergangenen Jahr auf Platz 21 landeten, kann Elaiza kaum abschneiden.

Deutschland beim ESC: Nur zwei Mal reichte es für den Sieg

Im Wettbewerb um den besten europäischen Song war Deutschland seit 1956 bis auf ein Mal immer dabei - doch nur zwei Mal konnte der Sieg geholt werden. 1982 traf Nicole mit ihrem Song "Ein bisschen Frieden" voll den Zeitgeist und gewann als erste für Deutschland. Erst 28 Jahre später machte es Lena Meyer-Landrut der 17-Jährigen nach und verzauberte mit ihrem "Satellite" die ESC-Gemeinde.

Ein Jahr darauf versuchte sie es in Düsseldorf mit "Taken By A Stranger" erneut - doch am Ende landete sie nur auf dem zehnten Platz. Auch wenn es bei allen anderen deutschen Grand-Prix-Teilnehmer nicht für den Sieg reichte, so konnten sich doch einige einen Namen in der Schlagerszene machen. Katja Ebstein schaffte es 1970 und 1971 mit "Wunder gibt es immer wieder" und "Diese Welt" jeweils auf Platz drei, 1980 mit "Theater" auf Platz zwei - und ist damit eine der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Grand-Prix-Teilnehmerinnen.

Der ESC-Vorentscheid 2014 in Bildern
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[kein Linktext vorhanden]Freddy Quinn kam mit seinem Lied "So geht das jede Nacht" nur auf Platz 13 - doch als Seemann-Lieder schmetternder Barde konnte er eine große Fangemeinde aufbauen. Gleiches gilt für Mary Roos (3. Platz 1972 und 13. Platz 1984). Für jede Menge Spaß sorgten beim Song Contest aus deutscher Sicht vor allem die Paradiesvögel Guildo Horn mit "Guildo hat euch lieb" (7. Platz 1998) und Stefan Raab mit "Wadde hadde Dudde da?" (5. Platz 2000).

Letzterer schickte auch Max Mutzke (8. Platz 2004) und Lena auf die ESC-Bühne. 2013 ging dann die Bonner Formation "Cascada" mit Natalie Horler für Deutschland an den Start, konnte jedoch mit ihrem Dance-Hit "Glorious" nicht überzeugen - und kam nur auf Platz 21.

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