Götz Alsmann und Dirk Kaftan Beethoven Orchester im Bann von Beethovens Fünfter

Bonn · Götz Alsmann mit Dirk Kaftan im Gespräch – Das Beethoven Orchester spielt die Fünfte. Die fünfte Sinfonie übernahm an diesem Beethoven-Wochenende unangefochten die musikalische Hauptrolle.

Befreiung, Revolution und Trost: Götz Alsmann (links) zu Bast bei Dirk Kaftan und dem Beethoven Orchester.

Befreiung, Revolution und Trost: Götz Alsmann (links) zu Bast bei Dirk Kaftan und dem Beethoven Orchester.

Foto: Felix von Hagen

Es klingt ein bisschen, als wenn die große Tür aufgeht und Sissi kommt rein“, befand Götz Alsmann, nachdem das Beethoven Orchester am Sonntag bei der Matinee „Im Spiegel“ das festliche, von Pauke und Trompeten begleitete Thema aus dem langsamen Satz der fünften Sinfonie Ludwig van Beethovens vorgestellt hatte. Alsmann – TV- und Radio-Moderator, Musikwissenschaftler und Jazzpianist – war diesmal Gesprächsgast von Orchesterchef Dirk Kaftan. Ein gute Wahl, um das extrem populäre Werk, dessen knapper musikalischer Hauptgedanke zu so etwas wie das klingende Logo der klassischen Musik überhaupt geworden ist, einmal auf originelle Weise auszuleuchten. Alsmann legte seine Gedanken auf unterhaltsame Art dar, die jedoch deshalb eine gedankliche Tiefe keineswegs vermissen ließen.

Lässig an einem Stehtisch vor dem Orchester gelehnt, tauschten sich die zwei Musikkenner über die Besonderheit der Musik Beethovens aus, sahen darin einen gewissen „galligen Humor“, diskutierten den Unterschied, wenn das Horn oder das Fagott dasselbe Motiv vortragen. Man sprach über Befreiung, Revolution und Trost, von der die Musik erzählt. Und darüber, dass die fünfte Sinfonie, wie Alsmann es formulierte, ein „Steinbruch zur Inspiration“ sei für andere Komponisten, was er unter anderem an der von Bernard Hermann aus Alfred Hitchcocks „Psycho“ festmachte. Es gibt also selbst in diesem viel gespielten sinfonischen Superhit immer noch neue Aspekte zu entdecken.

Details der Sinfonie wunderbar heraussgearbeitet

Die fünfte Sinfonie übernahm an diesem Beethoven-Wochenende unangefochten die musikalische Hauptrolle. Das Beethoven Orchester spielte sie dreimal: Im Freitagskonzert, das am Samstag als Sonderkonzert noch einmal wiederholt wurde, sowie am Sonntag in dem etwas legerer angelegten „Spiegel“-Konzert. Und jedes Mal in den besuchten Vorstellungen (Freitag und Sonntag) erklang das Werk voller Leidenschaft und Feuer.

Dass Kaftan sich dabei für schnelle Tempi entscheidet, ist keineswegs deshalb, weil es gerade eben ein bisschen Mode ist, den Klassiker so zu spielen. Vielmehr – darauf wies der Dirigent im Gespräch mit Alsmann auch hin – hat Beethoven die Tempi sehr präzise vorgegeben.

In den Aufführungen der Sinfonie waren aber auch die Details ganz wunderbar herausgearbeitet. Die Oboen-Kadenz im ersten Satz etwa, der melodiöse Beginn des Andante oder auch das mitreißende, von den tiefen Streichern mit Biss intonierte Fugato-Thema im Scherzo und die im Zusammenspiel mit den Bläsern fein herausgearbeitete Pizzicato-Episode im selben Satz. Das Finale gelang dem Orchester strahlend grandios. Der Applaus war begeistert. Am Freitag wurde er noch mit einem Satz aus Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ beantwortet.

Als zweites Werk stand in den Sinfoniekonzerten am Freitag und Samstag das vierte Klavierkonzert in G-Dur von Beethoven auf dem Programm. In seiner lyrischen Anlage könnte man das am selben Tag wie die fünfte Sinfonie im März 1807 in Wien uraufgeführte Konzert beinahe als Gegenentwurf zur fünften Sinfonie verstehen. Als Solist hatte man Gerhard Oppitz verpflichtet, ein im besten Sinne konservativer Musiker.

Oppitz will nicht originell sein, sondern ein sensibler Dialogpartner. Bis auf eine Unsicherheit nach der Orchesterexposition gelang ihm das auch. Vor allem der zweite Satz, aus dem schon die Zeitgenossen Beethovens eine Szene heraushörten, in der der Solist als der mythischer Sänger Orpheus die vom Orchester repräsentierten Furien besänftigt.

Das war an diesem Abend erfüllt von wahrer Poesie. Nach dem virtuos und mit tänzerischer Eleganz gespielten Schlussatz, zeigte sich das Publikum begeistert. Musste aber dennoch, ohne in den Genuss einer Zugabe zu kommen, in die Pause gehen.

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