Arp Museum Rolandseck zeigt Dalí Beethoven als Farbwolke aus Tintenfischblut

Bonn · Das Arp Museum Rolandseck zeigt eine spektakuläre Zeichnung. Sie wurde erstmals ausgeliehen und zeigt Beethoven als Farbwolke aus Tintenfischblut - gemalt von Salvador Dalí.

Beethoven als Farbwolke aus Tintenfischblut von Salvador Dalí.

Beethoven als Farbwolke aus Tintenfischblut von Salvador Dalí.

Foto: Arp Museum

Ein Treffen der Visionäre Salvador Dalí und Ludwig van Beethoven am Rhein – davon ist in der katalanischen Presse zu lesen, die schon breit berichtet hat, dass das Dalí-Museum in Figueres an den Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag  Ludwig van Beethovens in Deutschland teilnimmt und dass die Stiftung von Salvador und Gala Dalí einen prominenten Botschafter an den Rhein geschickt hat. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Salvador Dalí und Hans Arp. Geburt der Erinnerung“ am Sonntag in Rolandseck konnte man dieses Werk bewundern, das, wie die Berichte immer wieder betonten, erstmals Katalonien verlassen durfte.

Es ist in der Tat eine außergewöhnliche Arbeit. Geradezu wütend ballt sich ein gleichsam auf dem Papier schwebendes Feld aus Flecken zusammen. Man muss ein paar Schritte zurücktreten, um die mächtige Stirn, die wilde Mähne und die energischen Gesichtszüge des Komponisten zu erkennen. Dicke Flecken aus Tintenfischblut, das Dalí angeblich direkt aus dem Tier auf den 185 mal 140 Zentimeter messenden Malgrund appliziert hat, bilden ein Grundmuster, in das der Maler mit Händen, Pinsel und sogar Schuhen eingriff. Ein Bild, das mit dem ganzen Körper entstand.

Beethoven als Vision

Bescheiden daneben hängt eine Illustration aus dem autobiografischen Buch „The Secret Life of Salvador Dalí“ von 1939-41, die mit „Beethovens Schädel“ betitelt ist und eine riesige, bedrohliche, sich aufblähende Wolke zeigt. Auf dem nur 27,5 mal 20,5 Zentimeter großen Blatt hielt er „einen unvergesslichen Eindruck aus seiner Jugendzeit fest: Das Haupt Ludwig van Beethovens erschien ihm und seinem Cellistenfreund Ricard Pichot als Gewitterwolke über der Landschaft seiner Heimat“, schreibt der Musikwissenschaftler Karl Böhmer im Katalog der Ausstellung. Böhmer erinnert daran, dass auch Beethoven selbst ein ähnliches Jugenderlebnis in Bonn hatte, als Gräfin Hortensia von Hatzfeld im Hofkonzert das Rezitativ „Estinto è Idomeneo“ und die Arie „Tutte nel cor vi sento/ Furie del crudo Averno“ aus Mozarts Oper „Idomeneo“ sang. Der junge Beethoven und sein Freund Anton Reicha hätten „mehrere Wochen hintereinander tags und nachts davon geträumt“, notierte der Komponist.

Was fand Dalí an Beethoven? Eigentlich misstraute er der Musik, näherte sich ihr vornehmlich über den Film. Dalí teilte die Ansicht des Surrealisten-Papstes André Breton, wonach die Musik eine geringere Kunst sei. „Ich setze die Architektur an erste Stelle, an zweite die Malerei, an die letzte die Musik, die das konkrete Denken des Menschen nicht zu vermitteln vermag.“ Was bleibe, sei der „sentimentale Erguss, die emotionale Lyrik oder die Wahrheit im Schleimzustand“.

„Isoldes Liebestod“ auf dem Sterbebett

Unter den Komponisten verehrte er in erster Linie Richard Wagner. Es ist überliefert, dass als 1929 der Film „Le Chien andalou“ von Luis Buñuel und Dalí in Paris uraufgeführt wurde, hinter der Bühne abwechselnd „Isoldes Liebestod“ von Wagner und ein argentinischer Tango zu hören war. Der Exzentriker Dalí mochte das Laute, das Heroische an dieser Musik, fühlte sich mit ihr verbunden. Als der greise Surrealist 1989 in Figueres starb, hörte er, so Böhmer, ebenfalls „Isoldes Liebestod“. Beethovens Musik lernte Dalí offenbar über seinen Freund, den Musiker Pichot kennen, der mit seiner Frau, der Pianistin Àngela Soler Bofill, seit 1920 in Dalís Heimatstadt Figueres lebte. Dort dürfte Dalí Beethovens Cellosonaten gehört haben. Pichot war Schüler des legendären Pau (Pablo) Casals. Eine zweite Musiker-Figur in Dalís Leben war der Komponist Ernesto Halffter (seine Musik wird in der Arp-Reige „Beethoven und Dalí“ zu hören sein), der 1974 sein „Homenaje a Salvador Dalí“ im Dalí-Museum uraufführte. Es war eine knappe „Housewarming Cantata“, wie Böhmer anmerkt, mit einer Fanfare für Blechbläser und einem „Pregón für Tenor und Klavier“ mit dem Text „Hier in Figueres das geistige Mekka Europas mit seinen Mysterien und metaphysischen Apenninen.“ Darauf antwortet der Chor mit seinem Hymnus: „Ja zu den Toreros der Kunst!“

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