Konzertmitschnitte rezensiert Die Bee Gees, The Doors, Robert Plant und Van Morrison auf DVD

Die Auftritte der Bee Gees, der Doors, von Robert Plant und Van Morrison bleiben unvergesslich. Den bedeutendsten Moment von allen vier Konzertmitschnitten liefert Morrison. Eine Rezension.

Mit dem Soundtrack zum Film „Saturday Night Fever“ promovierten sich die Bee Gees 1977 zu den Hauptprotagonisten der weltweiten Disco-Welle. Auf ihrer „One For All Tour“ spielten Barry, Robin und Maurice Gibb und ihre Band 1989 im National Tennis Centre in Melbourne natürlich Stücke wie „Stayin' Alive“, „Jive Talkin'“ und „You Should Be Dancing“. Zu ihrem Recht kamen aber auch frühe Songs wie „I Started A Joke“. Robin Gibb verlieh dem Stück eine Seeelentiefe, die das Publikum berührte und hinriss. Gibb starb 2012, sein Bruder Maurice 2003.

Szenenwechsel, noch weiter zurück in die Vergangenheit. Das Musikfestival auf der Isle of Wight im August 1970. Jim Morrison, der Sänger der Band The Doors, absolviert von zwei Uhr morgens an ein kurzes, aber intensives Konzertprogramm, inklusive „The End“. Morrison wirkt statisch, wie festgetackert auf der Bühne. Seine hypnotisierende Wirkung aufs Publikum schmälert das nicht. Das Konzert auf der Insel vor Southampton ist der letzte gefilmte Auftritt der Doors. Morrison starb ein Jahr später in Paris. Er war 27 Jahre jung.

Rock und Pop halten Gefahren für Leib und Seele bereit. Kommen wir zu zwei namhaften Überlebenden. Van Morrison (72) gab 2016 ein von der BBC aufgenommenes, intimes Konzert in London. Stücke wie „Baby Please Don't Go“ brachten den Puls der Zuhörer auf Touren. Duette mit Dana Masters („Whenever God Shines His Light“, „Sometimes We Cry“) gingen unter die Haut.

Robert Plant (69), einst die Stimme von Led Zeppelin, erfindet sich und Stücke seiner früheren Band immer wieder neu. Mit den Sensational Space Shifters spielte er 2016 in Los Angeles bei David Lynchs „Festival Of Disruption“. Einer der Höhepunkte: „Whole Lotta Love“.

Was verbindet diese so unterschiedlichen Künstler und Konzerte? Es ist der Glücksfall, dass Kamerateams dabei waren, um das Flüchtige der Auftritte festzuhalten. Von den Doors 1970 bis zu Morrison und Plant 2016 dokumentieren vier beinahe gleichzeitig erschienene Konzert-DVDs historische Live-Momente.

Manche Szenen sind unvergesslich. Die zarten und zerbrechlichen Songgebäude beispielsweise, die Robin Gibb von den Bee Gees baute. Daneben dann der musikalische Disco-Hedonismus, für den Barry Gibb Falsett-Höchstleistungen abrief.

The Doors 1970, das bedeutete mal verzaubernde, mal verstörende Effekte – und einen Sänger, der auf dem besten Wege war, sich in einen Mythos zu verwandeln. Jim Morrison verzichtete auf jeden szenischen Exzess – das hatte er am 1. März 1969 in Miami auf die Spitze getrieben. Er sang sich körperlich nahezu reglos durch sein Song-Repertoire, fesselte aber auch mit zurückgenommener Intensität das Menschenmeer vor der Bühne. Robbie Kriegers Gitarre, Ray Manzareks Orgel und John Densmores Schlagzeug luden die Stücke mit psychedelischer Energie auf. „The End“ war ein Ereignis und irgendwie auch das Vermächtnis Morrisons.

Robert Plant entfachte mit seinen fabelhaften Musikern Justin Adams, Billy Fuller, John Baggott, Liam „Skin“ Tyson, Juldeh Camara und Dave Smith einen Furor und eine Spielfreude, die Ihresgleichen suchen. Den bedeutendsten Moment von allen vier Kontermitschnitten liefert Van Morrison, und zwar mit dem Finale des rund einstündigen Konzerts „Up On Cyprus Avenue“. Es ist als Zugabe auf der BBC-DVD enthalten. Morrison war zurück in seiner Heimatstadt Belfast und spielte draußen vor einer überschaubaren Zuhörerschaft: sozusagen ein Nachbarschaftskonzert. Der letzte Song, „On Hyndford Street“, verband die emotionale Kraft eines Spirituals mit persönlichen, wie hingerappten Reminiszenzen an Belfast. Was Sir Van da mit seinen Kollegen schuf, war pure Magie.

Ein Konzert des Pianisten Alfred Brendel, hat ein englischer Kritiker einmal festgestellt, dürfe ein Brendel-Liebhaber unter keinen Umständen verpassen. Ausnahmen: Auslands- oder Gefängnisaufenthalte, Flucht vor Gläubigern, Entziehungskuren, Operationen am offenen Herzen. Auf die populäre Musik übertragen, muss dasselbe für Van „The Man“ Morrison gelten.

Am 1. August ist er in der Nachbarschaft zu erleben: auf dem Roncalliplatz in Köln.

Bee Gees: One For All Tour. Live In Australia 1989. DVD. Universal. – The Doors: Live At The Isle Of Wight Festival 1970. DVD und CD. Universal. – Van Morrison: In Concert. DVD. BBC Music/Universal. – Robert Plant And The Sensational Space Shifters: Live At David Lynch's Festival Of Disruption. Universal. Van Morrison tritt am Mittwoch, 1. August, auf dem Roncalliplatz in Köln auf. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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