Roman von George Orwell "1984" steht an der Spitze der US-Bestsellerliste

George Orwell (1903-1950) hätte diese Nachricht wahrscheinlich mit einem bitteren Lachen quittiert. Sein 1949 erschienener Roman „1984“ steht an der Spitze der US-Bestsellerliste des Internetgiganten Amazon.

George Orwell im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds.

George Orwell im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds.

Foto: dpa

Man kann nur darüber spekulieren, was diesen posthumen Erfolg in den USA verursacht hat. Suchen die Menschen in Orwells Warnung vor totalitären staatlichen Strukturen Aufschlüsse über die Gegenwart mit ihren Fake News und „alternativen Fakten“? Fakt ist, dass US-Medien auf das Stichwort alternative Fakten von Donald Trumps Beraterin Kellyanne Conway mit Hinweisen auf Orwells Roman reagiert haben. Das Publikum hat den indirekten Buchtipp gern aufgenommen: Orwell kann sich bei Trump bedanken.

„1984“ gehört zu den einflussreichsten Büchern des 20. Jahrhunderts. Der unter dem Eindruck von Nazismus und Stalinismus entstandene Roman war 1949 nicht etwa als Zukunftsvision zu verstehen, sondern als Warnung an die Zeitgenossen, dass die Sehnsucht nach utopischen Entwürfen böse enden kann. Orwell beschreibt eine Gesellschaft, die proklamiert: „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“ Humane Werte werden systematisch in ihr Gegenteil verkehrt.

Das gemeine Volk, 85 Prozent der Bevölkerung, wird in einem Zustand geistiger Unmündigkeit, wenn nicht Umnachtung gehalten. Die Untertanen füttert das „Wahrheitsministerium“ mit manipuliertem Material. Kollektive und individuelle Geschichte wird permanent umgeschrieben. Abweichungen von der Norm, „Gedankenverbrechen“, gelten als gesellschaftliche Todsünden. Über allem und allen wacht der „Große Bruder“. Der blieb bei Orwell namenlos. Für viele Schwarzseher heute heißt er Donald Trump.

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