Konzert in Köln Thom Yorke von Radiohead begeistert im Palladium

Köln · Es ist anstrengend und inspirierend zugleich: Der Frontmann von Radiohead, Thom Yorke, hat am Dienstag ein umjubeltes Konzert im Kölner Palladium gespielt.

 Stimme der Weltschmerzempfindlichen: Thom Yorke in Köln. FOTO: THOMAS BRILL

Stimme der Weltschmerzempfindlichen: Thom Yorke in Köln. FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Dass ein bekannter Name so manche eigentlich verschlossene metaphorische Tür öffnen kann, ist keine bahnbrechende Erkenntnis. Dennoch war es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich im Kölner Palladium Support und Hauptact von den Besuchern aufgenommen wurden. Während der italienische Schlagzeuger und Elektroproduzent Andrea Belfi für seine vertrackt-hypnotischen Rhythmen zwar von einigen Zuschauern durchaus mit Interesse und respektvollem Applaus bedacht wurde, war sich ein mindestens ebenso großer Teil schnell in seiner Bewertung sicher: „anstrengend“.

Es waren jedoch dieselben Menschen, die wenige Minuten später ähnliche Klänge mit Begeisterung und Jubelstürmen aufnahmen – ganz einfach, weil dann Thom Yorke auf der Bühne stand. Bitte nicht falsch verstehen: Diese Einschätzung soll keinesfalls das Schaffen des 50-jährigen Briten und dessen Vermächtnis relativieren. Seinen Einfluss und Stellenwert als eines der wichtigsten Sprachrohre der Unverstandenen, Sensiblen und Weltschmerzempfindlichen hat sich Yorke in den vergangenen 25 Jahren durchaus hart erspielt – in erster Linie als Sänger, Gitarrist, Frontmann und Mastermind von Radiohead. Jener mit Mehrfachplatin und zahlreichen Preisen ausgezeichneten Band also, die es spätestens seit ihrem dritten Album, dem 1997er Meilenstein „OK Computer“, schafft, von Kritikern und Fans verehrt und von ihren Gegnern als Inkarnation intellektueller Verschrobenheit bezeichnet zu werden.

Yorkes Alben sind zerfahren, anstrengend und fantastisch

Zerfahren und anstrengend sind Adjektive, mit denen man Yorkes bisherige, drei Alben umfassende Soloarbeit beschreiben kann. Das jüngst erschienene „Anima“ etwa, das auch im Palladium im Vordergrund stand, ist eine Ansammlung polternder Beats, elektronischer Störgeräusche und verfremdeter Stimmen, die über die Entfremdung des Menschen durch Maschinen und Computer singen.

Eigentlich keine Musik für eine rund 4000 Menschen fassende Halle, in der immerhin etwas mehr als 3000 zusammenkamen, um Yorkes Idee von zeitgenössischer, entgegen allen konventionellen Regeln agierender elektronischer Musik zu lauschen. Belohnt wurden sie dennoch mit einem Auftritt, der auch abseits jeder unkritischen Heldenverehrung ein fantastisches Gesamtkunstwerk war.

Unterstützung bekam der gewohnt wortkarge Yorke dabei nicht bloß von seinem Hausproduzenten Nigel Godrich, sondern wie bereits bei vergangenen Auftritten von Tarik Barri.

Immer dann, wenn die Musik vollständig zu entgleiten drohte, waren es die live auf einer gigantischen, konkav gebogenen Leinwand projizierten Visuals, die dem Zuschauer Halt und Orientierung gaben. Sofern sie diese überhaupt benötigten.

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