Geschenktipps der Feuilleton-Redaktion Terézia Mora und die Liebe unter Aliens

Bonn · Geschenktipp der Feuilleton-Redaktion: Terézia Moras elf Erzählungen unter dem Titel "Die Liebe unter Aliens" sind hintergründig, witzig, ironisch und trotzdem voller Empathie.

Es ist schon eine große Kunst, sich in Milieus und Stimmungen einzufühlen, Menschen gleichsam zu umkreisen, Figuren vor unseren Augen zu entwickeln. Und dabei aber doch einen Rest Geheimnis übrig zu lassen und das Gefühl, die Gewissheit, diese Geschichte ist noch nicht auserzählt. Ein schriftstellerischer Schachzug, der den Leser zum Komplizen der Erzählung macht. Terézia Mora tut dies, und man lässt sich willig einwickeln und instrumentalisieren. Die Menschen, die Mora in ihrem bezaubernden, exzellent geschriebenen Erzählungsband „Die Liebe unter Aliens“ (Luchterhand, 272 S., 22 Euro) vorstellt, sind oft gebrochene Individuen, die es im Alltag nicht leicht haben. Und die sich dennoch arrangieren, den engen Grenzen ihrer Existenz etwas schönes abgewinnen können.

Die junge alleinerziehende Fotografin etwa, der sich Terézia Mora vorsichtig, geradezu zärtlich nähert, lässt tief in ihre Sehnsüchte blicken. Das Pärchen, er Kochlehrling, sie Rumtreiberin, haben große Pläne. Das Schicksal will es anders. Wir wissen nicht, wie es mit beiden endet. Mora lässt ein melancholisches Fragezeichen im Raum stehen. Und den alten Marathonläufer lässt sie hinter dem vermeintlichen jungen Dieb hinterherrennen, und er rennt aus seinem Kiez hinaus in eine ganz neue Welt, in der plötzlich alles ganz anders ist, die Routine des Alltags durchbrochen wird.

Darum geht es bei Terézia Moras meisterhaften Erzählungen, die uns Leser hintergründig, witzig, ironisch und trotzdem voller Empathie in elf Situationen hineinwerfen und mindestens so viele interessante, liebe, verschrobene, mitunter auch beängstigende Aliens kennenlernen lassen.

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