Schumannfest 2016 Schläft ein Lied in allen Dingen

Bonn · Das 19. Endenicher Schumannfest steht unter dem Motto „Lied.Gut“ und will viele Facetten des Genres zeigen. Unter den zahlreichen Künstlern des Festivals ist auch der Sieger der Beethoven Competition 2015, Filippo Gorini

Wie man das Motto des nächsten Schumannfestes „Lied.Gut“ artikulieren und betonen soll, ist eine der wenigen Fragen, die nach der Vorstellung des Programms gestern im Endenicher Schumannhaus offengeblieben sind. Aber die Ambivalenz ist durchaus gewollt, denn im Programm geht es eben nicht nur um das romantische „Liedgut“, vielmehr soll das Thema Lied in den 18 Veranstaltungen des kommenden Festivals aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden.

Markus Schuck, Mitbegründer und Leiter des Festivals, verwies auf die stiefmütterliche Behandlung des Liedgenres bei den großen Festivals. Da will man einen kleinen Gegenakzent setzen: „Gerade mit Schumann muss das Lied gepflegt werden“, sagte er. Das sieht auch Schucks Stellvertreter Ulrich Bumann nicht anders, der einen dramaturgischen Abriss des Programms vorstellte: „Wir sind ein Motto-orientiertes Festival, das heißt, wir kleben da nicht nur ein Schildchen drauf, sondern versuchen es dann auch, mit musikalischem Leben zu füllen.“ Beim Eröffnungskonzert am 9. Juni im Schumannhaus geht es noch ganz klassisch zu: Drei junge Solisten aus Deutschland (Felicitas Frische), Brasilien (Josy Santos) und Südkorea (Won Kim), die von den ebenfalls noch sehr jungen Pianistinnen Victoria Guerrero (Spanien) und Geumhwaa Kang (Südkorea) begleitet werden, bestreiten ein Programm mit Liedern von Schumann, Hanns Eisler und Hugo Wolf. Der Bonner Pianist Johannes von Ballestrem und die beiden Sängerinnen Marie Daniels und Zola Mennenöh widmen sich dann zwei Tage später der moderneren Spielart des Liedes, dem „Song“, mit Nummern von den Beatles und aus Filmen. Und im Abschlusskonzert am 19. Juni mit der Mezzosopranistin Silvia Hauer und der Pianistin Pauliina Tukiainen wird die Grenze zwischen Kunstlied und Song mit Stücken von Bizet bis Weill sehr fließend werden. Selbst die Soloklavierabende des letztjährigen Beethoven-Competition-Preisträgers Filippo Gorini oder des „Klavierpoeten“ William Youn werden lieddurchtränkt sein, etwa mit der Aufführung von Schumanns „Gesängen der Frühe“ oder Liedtranskriptionen von Franz Liszt.

Mit der Pianistin Pauliina Tukiainen haben die Festivalmacher erstmals eine künstlerische Beraterin mit ins Boot geholt. Zusammen mit der Sängerin Felicitas Frische gab sie gestern auch eine kleine, hinreißende musikalische Kostprobe mit Liedern von Robert Schumann („O Ihr Herren“) und Erik Satie („Je te veux“). „Für mich ist das Lied immer hoch aktuell. Ich habe den Vorwurf nie verstanden, dass es etwas Altmodisches sein soll. Denn es geht immer um Gefühle und menschliche Situationen – vor allem bei Robert Schumann“, sagte sie. Das Schumannfest bespielt traditionell nicht allein das Endenicher Sterbehaus des Komponisten, sondern ist im gesamten Stadtteil präsent. In der Trinitatiskirche ebenso wie im Theater im Ballsaal, wo die Lyrikerin Nora Gomringer und der Schlagzeuger Philipp Scholz Jazz und Lyrik zusammenbringen wollen, oder auch wieder in der Kreuzbergkirche, wo etwa fünf junge Cellisten aus dem Bundes- und Landesjugendorchester Solowerke von Bach bis Ligeti vorstellen. Und das Rex-Kino zeigt wieder zum Festivalmotto passende Filme.

Ermöglicht wird das hohe Niveau des ehrenamtlich organisierten Festivals, das von der Stadt Bonn mit 35 000 Euro unterstützt wird, auch durch die immer größer werdende Zahl der Kooperationspartner. Unter anderem dabei sind die Bonner Opernfreunde, der von Yehudi Menuhin gegründete Verein „Live Music Now“, der bereits am 24. April, 11 Uhr, im Rex eine Sonderveranstaltung zum 100. Geburtstag Menuhins mit der Geigerin Liv Migdal und Konzertfilmen des Jubilars unterstützt. Auch Germanwatch ist mit von der Partie. Der Verein setzt bei der Aufführung des von ihm dramaturgisch betreuten Oratoriums „Das Lied von der Erde“ von Huub Oosterhuis (Text) und Tom Löwenthal (Musik) einen politischen Akzent.

Im nächsten Jahr wird das Schumannfest 20 Jahre. Einen Geburtstagswunsch äußerte Schuck schon gestern: „Wir würden uns freuen, wenn auch die Stadt das würdigt und einen finanziellen Akzent setzt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort