Theater in Bonn Schauspieler Gustav Schmidt hat keine Angst vor Hamlet

Bonn · Gustav Schmidt ist neu im Bonner Ensemble und bereitet sich auf seine vierte Bonner Produktion vor. Der Hamlet gehörte zu seinen Lieblingsrollen während des Schauspielstudiums in Berlin.

 Mikro-Mann: Gustav Schmidt bei der „Malta“-Probe.

Mikro-Mann: Gustav Schmidt bei der „Malta“-Probe.

Foto: Thilo Beu

Der Schauspieler Gustav Schmidt ist ein Mann für Tiefe. Er findet es inspirierend, wie er sagt, in eine Figur reinzugehen, um ihre innerliche Zerrissenheit abzubilden. In Eugene O'Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ spielt der 22-jährige, in Magdeburg geborene Schmidt den Edmund – einen mit den Familienkonflikten im Hause Tyrone überforderten jungen Mann.

Die Rolle war die bisher größte Herausforderung für Schmidt, der sich für zwei Jahre in Bonn verpflichtet hat und auch zum Ensemble von „Wer ist Walter“ gehört, im „Sommernachtstraum“ den Lysander spielt und am Donnerstag Premiere mit „Oh wie schön ist (Panama) Malta“ in der Werkstatt hat.

Im weitgehend hermetischen und unzugänglichen „Walter“-Drama von Ariane Koch zieht der Absolvent der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch mit seiner quecksilbrigen Energie die größte Aufmerksamkeit auf sich. Als Lysander im „Sommernachtstraum“ wird Schmidt von wechselhaften Gefühlen seiner Figur und den Interventionen des erratischen Puck hin- und hergewirbelt wie ein Schilfrohr im Wind.

Da gibt es viel zu lachen fürs Publikum, das Talent fürs komische Fach ist unübersehbar. Schmidt räumt das zwar ein, Lacher gefallen ihm, aber er formuliert wieder das Anliegen, lieber die Tiefenstrukturen von ernsten Charakteren zu erforschen. Hier fällt erneut das Wort von der Zerrissenheit, mit der er sich gern beschäftigt.

Hamlet als Lieblingsrolle

Damit erscheint er doch wie geschaffen für Shakespeares Hamlet. Bingo. Der Hamlet gehörte zu seinen Lieblingsrollen während des Schauspielstudiums in Berlin. „Dafür musst du nichts wissen“, hat ihm ein Dozent gesagt. Will sagen: In dieser Rolle muss ein Schauspieler sich gleichsam selbst erfinden.

Das ist gewiss nicht ohne Mühen und Arbeit am Text zu haben. Schmidt zeigt keine Berührungsangst mit einer der anspruchsvollsten Figuren des Welttheaters und erklärt: „Wenn du die Sätze wirklich denkst, fügt sich der Körper dem.“

Es fällt auf, mit welcher Distanz und reflexiven Dichte der junge Schauspieler sein eigenes Tun beobachten, analysieren und bewerten kann – und das der Regisseure, mit denen er zusammenarbeitet. Das würde ihn eigentlich zum Theaterkritiker qualifizieren. Schmidt winkt dankend ab. Er will lieber spielen, und zwar im Theater wie im Film: „Ich will beides machen.“ TV-Serien-Erfahrungen hat er bereits gesammelt.

Es läuft gut für Gustav Schmidt, der nach dem Willen des Vaters auch Friedrich hätte heißen können – Hauptsache, ein Königsname. In der sechsten Klasse entdeckte er das Schülertheater, mit 17 sprach er bei der Hochschule Ernst Busch vor (einen Tag vor der Abiturprüfung in Deutsch), mit 18 fing er das Studium an. „Ich musste das halt unbedingt machen“, erklärt er rückblickend seine Motivation.

Gab es denn nie Probleme? Und ob. Schmidt erzählt von Absagen und Umwegen, den kleinen Niederlagen des Schauspieleralltags. Sie haben ihn nicht beeindruckt.

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