Zwischen Heiterkeit und Tiefsinn

Die Künstlerin Sibylle Feucht präsentiert im "Raum für Kunst/Das Eßzimmer" Werke des Schweizers Martin Müller.

 Bizarres Objekt: Martin Müllers "Aerofona".

Bizarres Objekt: Martin Müllers "Aerofona".

Foto: Horst Müller

Bonn. "Die schier unendlichen Möglichkeiten von Kunst zu erfahren, zu erleben, dem Kunstinteressenten Chancen zu vermitteln, sich in multimedial orientierte Experimente einzuschalten", diese Absicht verfolgt Sibylle Feucht. Soeben hat die Künstlerin einen unkonventionellen "Raum für Kunst" aus der Taufe gehoben, eine Art von Durchgangsstation für avantgardistische Projekte von Künstlern, die auf die Verzahnung von Kunstgenres setzen.

Anzutreffen ist im Souterrain eines einzigartigen Umbaukleinodes gleichsam eine kommunikationsfreudige Speisetafel, wo man sich an Ausnahmekunst laben kann: "Das Eßzimmer"; es ist ein Ort, der dazu anregt, Gewohnheiten abzustreifen. Diesem Trakt schließt sich ein Innenhofidyll und das gleichermaßen imposante Atelier der Allroundkünstlerin Feucht an.

Der Zielsetzung der neuen Kunstinsel entspricht die extravagante Arbeits- und Gedankenwelt des Schweizer Künstlers Martin Müller. Ein neugieriger Blick durch das Schaufenster des Druckereibetriebs nährt bereits das Staunen. Vorspiel zum Abenteuer "Maschinen und andere Menschen" bildet das perfektionistisch und spitzfindig zusammengeschmiedete, ästhetisch ansprechende Unikum "Uhrknall".

Je nach Uhreinstellung plustert sich aus einer bunten Kette fließbandartig aufgereihter Luftballons gleichsam ein Todeskandidat auf; dieser wird sekundengenau nach eindinglichem Kirchturmuhrschlag per langsam nahender Sichelnadelstichattacke erbarmungslos zum Zerplatzen verurteilt.

Zwischen komödiantischer Heiterkeit, Verblüffung, Farce und Tiefensinn pendelnde Spiele zettelt Müller in souveräner Manier auch in anderen kinetischen und interaktiven Skulpturen an. Mal fällt die Überraschung eher dramatisch, drastisch oder gar anarchisch aus (etwa wie in den Drohgebärden der Büchsentonne von "Pandora"), mal entsteht ein eher poetisches Timbre.

Das gilt in erster Linie für die Rubrik Klangobjekt. Je nach Bewegung und Standort des Projektteilnehmers ventiliert das Nostalgieobjekt einer "Handorgel" Kostproben eines wunderlich wilden Melodienrepertoires.

Raum für Kunst, Das Eßzimmer, Mechenstr. 25, Finissage 24. November, 19 Uhr. Öffnungszeiten: Do, Fr 15 bis 18.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter (01 72) 3 83 21 61

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