Zwei Schweizer für Kölner Chefposten

Zwei gebürtige Schweizer sollen Top-Positionen in Kölns Kultur bekleiden: Stefan Bachmann soll ab 2013/14 Nachfolger von Karin Beier als Schauspiel-Intendant werden, und Philipp Kaiser den Ende 2012 aus dem Amt scheidenden Kasper König als Direktor am Museum Ludwig beerben.

Zwei Schweizer für Kölner Chefposten
Foto: Starl

Köln. Zwei gebürtige Schweizer sollen Top-Positionen in Kölns Kultur bekleiden: Stefan Bachmann soll ab 2013/14 Nachfolger von Karin Beier als Schauspiel-Intendant werden, und Philipp Kaiser den Ende 2012 aus dem Amt scheidenden Kasper König als Direktor am Museum Ludwig beerben.

Kulturdezernent Georg Quander bestätigte aus seinem Asienurlaub, "dass ich mich mit beiden Kandidaten in konkreten und guten Verhandlungen befinde und mich freuen würde, sie für Köln zu gewinnen". Eckpunkte der Verträge seien schon abgestimmt, am Feinschliff müsse noch gearbeitet werden.

Der am 1. Juli 1966 in Zürich geborene Stefan Bachmann hat durchaus einige jener Erfolge erzielt, die Karin Beier verbucht. Schnell wechselte er in den 90er Jahren nach einem Blitzstart aus der freien Szene ("Theater Affekt") an die großen Häuser, inszenierte etwa in Bonn erfolgreich Tony Kushners "Engel in Amerika" und Thomas Jonigks "Du sollst mir Enkel schenken".

1996 und 1997 wurden schon zwei Bachmann-Inszenierungen zum Berliner Theatertreffen eingeladen, und zur Saison 1998/99 ging der Regiestar als Schauspieldirektor ans Theater Basel. Schon nach seiner ersten Saison (u.a. mit Shakespeares "Troilus und Cressida") wurde die Bühne zum "Theater des Jahres" gekürt, und Kritiker bescheinigten ihr "exemplarische Stadttheaterarbeit im deutschsprachigen Raum". Karin Beier hat in dieser Zeit in Basel Oper inszeniert und das Klima am Schauspiel "als so angenehm empfunden, wie es mir auch für Köln vorschwebte".

Mit einem Acht-Stunden-Marathon (Paul Claudels "Der seidene Schuh") verabschiedete er sich nach fünf Jahren aus Basel, ging im VW-Bus auf eine einjährige Weltreise und arbeitet seither als freier Regisseur. Seine Arbeiten (oft Uraufführungen seines "Theater Affekt"-Weggefährten Thomas Jonigk) polarisieren heute stärker als in seinen Wunderknaben-Jahren, aber mit Kathrin Rögglas "Die Beteiligten" (über den Fall Natascha Kampusch) wurde er in diesem Jahr zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Bachmann sieht sich "nicht als Vollstrecker des Bildungsbürgertums" und ist bekennender Stil-Pluralist: "Es gibt keine Bachmann-Marke". Der Regisseur bedient sich nicht nur aus dem gängigen Repertoire, sondern spürt gern vergessene Nebenwerke wie Corneilles "Illusion comique" auf. Seine Palette reicht vom Libanon-Kriegsstück "Verbrennungen" bis zum Singspiel nach Martin Suter.

Bachmann arbeitet an den ersten Häusern des deutschsprachigen Theaters zwischen Hamburg, Berlin und Zürich. In der kommenden Saison zeigt er zwei Arbeiten an der Wiener Burg: "Perikles" von William Shakespeare und "Winterreise" von Elfriede Jelinek.

Bachmann war immer wieder für Intendanzen (u.a. Thalia-Theater) im Gespräch und übernimmt - wenn es zum Vertrag kommt - das Kölner Haus mitten in der Interimsphase. Opernkollege Uwe Eric Laufenberg könnt sich eine Zusammenarbeit durchaus vorstellen: "Ich schätze ihn als Regisseur und Künstler".

Ob Bachmann die übergroßen Spuren Karin Beiers wird ausfüllen können, ist schwer zu prognostizieren. Aber auch die jetzige Intendantin war vor ihrem Kölner Amtsantritt eine zwar hoch renommierte, aber nicht ganz unumstrittene Regisseurin und räumt heute ein: "Ich bin in Köln künstlerisch stärker geworden." Dass sich Quander für einen inszenierenden Intendanten entscheidet, ist nachvollziehbar, zumal Stefan Bachmann weder im Repertoire noch im Zugriff auf die Stücke langweilig wirkt. Bachmann wollte sich am Freitag nicht äußern.

"Ich kenne und schätze ihn", sagt Kasper König über den Schweizer Philipp Kaiser, der von ihm Anfang 2013 den Direktorenposten am Museum Ludwig übernehmen soll. "Der Name stand auch auf meiner Liste von zehn Kandidaten", erklärte König am Freitag auf dem Rückweg aus Amerika, "und ich traue ihm die Aufgabe unbedingt zu".

Offenbar haben sich neben König auch die Gesellschaft für moderne Kunst am Museum Ludwig, der Kölnische Kunstverein sowie Galeristen für den 39-jährigen stark gemacht. Kaiser, der in Bern geboren wurde und in Basel und Hamburg Kunstgeschichte und Germanistik studiert hat, ist derzeit Kurator am Museum of Contemporary Art (Moca) in Los Angeles.

Zunächst war er als Kunstkritiker und Publizist für verschiedene Publikationen tätig, außerdem verfasst er regelmäßig Katalogbeiträge zur zeitgenössischen Kunst. 2001 wurde er Assistent-Kurator am Museum für Gegenwartskunst Basel, einer Dependance des Kunstmuseums Basel.

Als Kurator hat Philipp Kaiser hier von 2002 bis 2006 zahlreiche zumeist monografische Ausstellungen verantwortet. Darunter waren die Schweizer Künstler Christian Philipp Müller und Jean-Fréderic Schnyder ebenso wie Daniel Richter, Amelie von Wulffen, Johanna Billing, Louise Lawler und Bruce Nauman, dessen Videoinstallation "Mapping the Studio" auch in Köln zu sehen war.

Zum 25-jährigen Bestehen des Museums für Gegenwartskunst richtete er 2005 die Gruppenschau "Flashback - eine Revision der Kunst der 80er Jahre" ein, die große Beachtung fand.

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