Go.old Seniorcompany in Bonn „Zumutungen“ feiert Premiere in der Brotfabrik

BONN · Die Go.old Seniorcompany zeigt die 75-minütige Performance „Zumutungen“ in der Brotfabrik. Eine gelungene Inszenierung, bei der viele wichtige Fragen aufgeworfen wurden.

 Spaß auf Stühlen: Momentaufnahme aus der Produktion „Zumutungen“.

Spaß auf Stühlen: Momentaufnahme aus der Produktion „Zumutungen“.

Foto: Jennifer Zumbusch

Ein bisschen schizophren ist das schon: Ein wenig Hilfe im Alltag wäre für viele Senioren durchaus wünschenswert, aber wehe, jemand bietet ihnen diese einfach mal an. Vor allem Gleichaltrige. Geht ja gar nicht. „Sehe ich so alt aus“, heißt es dann indigniert.

Diese und andere nur zum Teil überspitzte Probleme der älteren Generationen hat nun die Go.old Seniorcompany um Choreografin Gudrun Wegener in der Brotfabrik in abwechslungsreiche, schräge, emotionale und vor allem geschickt inszenierte Bilder gepackt, die bei der Premiere von „Zumutungen“ durchaus immer wieder für Begeisterung und Zustimmung im Publikum sorgten.

Dabei erwies sich das Ensemble immer dann am stärksten, wenn es sich eben nicht beliebter Klischees bediente – sondern sie stattdessen mit Witz und Mut konterkarierte. Besonders eine Szene aus der 75-minütigen Performance stach heraus.

„Fucking in Heaven“ in Endlosschleife

Mit sichtlichem Spaß auf Stühlen groovend und diese immer wieder durch die Luft wirbelnd, hatten die erstaunlich fitten Damen und Herren genau die richtige Spannung, um so eine Tanzeinlage zu tragen. Und das bei einem Stück von Fatboy Slim. „Fucking in Heaven“ in Endlosschleife. Was für ein starker Kontrast – und was für ein herrliches Augenzwinkern, hatten die Senioren doch zuvor erst vergeblich nach Zuneigung und Intimität gesucht, waren immer wieder weggestoßen oder allein gelassen worden, weil der Schutzschild der Einsamkeit doch zu selten gesenkt wurde.

Dabei war das Bedürfnis nach Nähe weiterhin ausgeprägt. Die Angst vor ihr aber auch. In diesen Momenten, in denen die gesamte Ambivalenz des Menschen ausgespielt wird, zeigt sich Go.old von seiner stärksten Seite. Dagegen standen einige – wenn auch wenige – Passagen, die nicht ganz so klar erschienen und die eine stringentere Choreografie durchaus vertragen hätten.

Insgesamt erwies sich „Zumutungen“ aber als eine gelungene Inszenierung, bei der viele wichtige Fragen aufgeworfen wurden und das Ensemble zugleich eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass im Alter trotz mancher Zipperlein und Schlafprobleme das Leben noch liebens- und lebenswert sein kann.

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