Zum Niederknien schön: Peter Gabriel in der Lanxess-Arena

Vor fast genau einer Woche, am 24. September, rockte Sting die Lanxess-Arena mit Band und Symphonieorchester. Jetzt tat es ihm Peter Gabriel nach. Wobei sich das nur vordergründig vergleichen lässt.

Zum Niederknien schön: Peter Gabriel in der Lanxess-Arena
Foto: Thomas Brill

Köln. Vor fast genau einer Woche, am 24. September, rockte Sting die Lanxess-Arena mit Band und Symphonieorchester. Jetzt tat es ihm Peter Gabriel nach. Wobei sich das nur vordergründig vergleichen lässt.

Ebenso wie der 58-jährige Sting gehört auch der zwei Jahre ältere Gabriel zu den großen britischen Musikern, die Weltkarriere gemacht haben. Beide haben in diesem Jahr eine CD mit klassischen Arrangements veröffentlicht, und beide stellten sie nun live mit Symphonieorchester auf der Bühne vor. Der ehemalige Genesis-Frontmann Gabriel hat Songs von Kollegen interpretiert. Der Titel der Doppel-CD "Scratch My Back" bezieht sich auf das englische Sprichwort "You scratch my back and I´ll scratch yours", was auf Deutsch soviel wie "Eine Hand wäscht die andere" bedeutet.

Tatsächlich ist geplant, dass auch Künstler wie David Bowie, Paul Simon oder Randy Newman, denen er seine Reverenz erweist, sich mit Gabriel-Covern revanchieren wollen. Live wird Gabriel vom "New Blood Orchestra" und zwei Sängerinnen unterstützt. "Heroes" (David Bowie), "Philadelphia" (Neil Young) und zehn weitere Cover-Songs ergeben ein wunderbares Ganzes, das in seiner durchgängigen Moll-Stimmung mitunter geradezu nostalgisch anmutet und eine köstliche Schwermut ausstrahlt, die die Seele streichelt. Zum Heulen schön ist das.

Für Gabriels Stimme bildet das Orchester ein Fundament, auf dem er sich so selbstverständlich bewegt, als habe er nie etwas anderes getan. Äußerlich ist er zwar nicht annähernd so bewundernswert jugendlich geblieben wie Sting, aber gesanglich hat er immer noch das typische Gabriel-Timbre mit all seiner Fülle, Farbpracht und Grandezza. Die beiden Sängerinnen setzen hellere, ebenfalls, strahlende Akzente. Einer der Höhepunkte in diesem ersten Teil, bei dem sich die Bildeinblendungen in einem schmalen Rechteck oberhalb des Orchesters meist abstrakt und sehr sparsam im Wechsel von Schwarz und Rot abspielen, ist "My Body Is A Cage" (Arcade Fire), bei dem Gabriels Stimme förmlich den Käfig des Fleisches sprengt.

Nach der Pause geht es, in der wieder komplett bestuhlten Halle, mit Gabriel-Kompositionen weiter. Dieses Set mit zwölf Stücken und drei Zugaben gerät im Ganzen heiterer und temperamentvoller. Bei "Signal To Noise" springen endlich die ersten von den Plätzen auf, "Solsbury Hill" wird frenetisch gefeiert, und die zweite Zugabe "Dont't Give Up" hätte kaum ergreifender sein können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort