Irische Weihnacht in Remagen Zuhörer begeisterten sich für Dudelsackspiel, Tanz und fröhliche Klänge

REMAGEN · Es wäre schon genug gewesen, aber die Akteure der "Irischen Weihnacht" setzten noch eins drauf. Erst erklang die berühmte Dudelsackmelodie auf dem Solo-Piano. Dann stimmte eine einzelne Frauenstimme den von Sehnsucht und Heimweh geprägten Text an.

 Mit Kilt und Dudelsack: Die "Irische Weihnacht" in der Rheinhalle war ein Publikumsmagnet.

Mit Kilt und Dudelsack: Die "Irische Weihnacht" in der Rheinhalle war ein Publikumsmagnet.

Foto: Martin Gausmann

Ganz klassisch spielten danach erst ein einzelner und dann noch acht weitere Dudelsackspieler. Das Orchester kam und hinzu, und als auch noch alle 20 Tänzer aufliefen, wurde es nicht nur eng auf der Bühne, das Publikum war auch gefangen von einer besonderen Art der Feierlichkeit.

"Highland Cathedral", das Stück, dass zwei Deutsche komponierten, von den Bläck Fööss als "Du bes de Stadt" gecovert und schon als schottische Nationalhymne vorgeschlagen wurde, brachte das Publikum am Ende eines zweieinhalbstündigen Konzerts vollends aus dem Häuschen.

Ein Adventskonzert muss nicht immer deutsch sein. Einmal andere Farben ins Spiel brachte die Irische Weihnacht in einer mit 850 Zuschauern schon lange vorher ausverkauften Remagener Rheinhalle. Englische, schottische und vor allem irische Klänge auf die Bühne brachten "The Feddigans", eine Irish-Folk-Band aus Mayen, das Dudelsack-Corps RhineCircle Pipes & Drums aus Neuwied, die 20 Mädchen und ein Junge der "Greenwood School of Irish Dancing" Bonn und und mehr als 30 Mitglieder der Orchestergemeinschaft "Divertimento Musicale" aus Remagen.

Deren Leiter Frank von Häfen hatte auch die Gesamtleitung des Abends mit insgesamt fast 80 Akteuren auf und 40 Akteuren hinter der Bühne. "Es sollte zum zehnten Geburtstag der Musikschule Remagen etwas Besonderes sein", erklärte er. Und nachdem sein Orchester mit den Dudelsackspielern bereits im vergangenen Jahr ein erfolgreiches Konzert in der Kripper Pfarrkirche gegeben hatte, er die Finnegans kannte und im Entstehungsprozess auch noch die Tanzformation ihre Mitwirkung anbot, war das Set komplett.

Jedenfalls beinah, denn im roten Ohrensessel, vor einem erleuchteten Weihnachtsbaum und zwischen Geschenken saß und las von einer Ecke der Bühne aus zudem Sigrid Walk kurze Weihnachtstexte. Darunter auch die Geschichte über Heiligabend 1914, als die Soldaten an der deutschen Westfront einmal die Waffen niederlegten, und Engländer, Franzosen und Deutsche unter anderem gemeinsam ein Weihnachtslied sangen: "Stille Nacht".

Das wohl bekannteste Weihnachtslied der Welt fehlte daraufhin auch in Remagen nicht: Begleitet von Klavier und Geige sangen Steffi Metz und Rebekka Dukat. Dukat, als Frontfrau der Feddigans, sorgte mit ihrem klaren und gefühlvollen Gesang immer wieder für bewegende Momente: Sei es mit der Ballade "Song for Ireland", einem Liebeslied für die Grüne Insel, dem melancholischen "Isle of Hope", dem aufwühlenderen "Ready for the storm" oder dem flotten, aber in seiner Derbheit gegenüber dem original stark gemäßigten "Fairytale of New York", gesungen gemeinsam mit Gitarrist Günther "Pitti" Thoemmes. Immer wieder Zwischenapplaus verdienten sich auch die übrigen Akteure. Ein Raunen ging durch die Zuhörerreihen als "Amazing Grace" erklang.

Gern gesehen waren die Tänzerinnen, die mal lautlos wie Elfen über die Bühne hüpften, mal donnernd die Absätze knallen ließen. Sofort ging das Publikum mit zum neuen Band-Song "Christmas in Killarney", und vielen ging das Herz auf, als mit dem Orchester "Little Drummerboy" und "Auld Lang Syne" angestimmt wurden.

Da konnte sich mancher nicht verkneifen, mitzusummen oder sogar mitzusingen. Mal fröhlich und ausgelassen, dann wieder ruhig, fast meditativ, gestaltete sich Weihnachten auf Irisch und vermittelte so auf andere Art den Zauber des Advents. Beifall, Jubel und Bravorufe spendeten die Zuhörer am Ende kollektiv stehend. Eine Zuhörerin bilanzierte: "Davon zehrt man ein ganzes Jahr."

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