Zürcher Kammerorchester begeistert im Schloss Brühl

Komplettes Ensemble beim "Haydn-Festival" - Führung unterlag Konzertmeister Willi Zimmermann

Bonn. Das erlebt man selten im schmucken Treppenhaus von Schloss Brühl. Ein komplettes Ensemble - das Zürcher Kammerorchester - trollte sich nach einer schwebend-leichten Zugabe (ein Walzer von Dvorák) in die Garderobe. Das Publikum jedoch, anhaltend enthusiasmiert, wollte seine "Zürcher" noch einmal sehen, und so trabten die erneut die Stufen herab und posierten auf dem Treppenabsatz. Es war in der Tat ein bemerkenswerter Auftritt, den das Streichorchester unter Führung seines Konzertmeisters Willi Zimmermann beim "Haydn-Festival" absolviert hatte.

Schon in Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichersinfonie Nr. 9 betörten der ausgewogene Klang, der seidige Glanz und das ungemein organische Spiel des Orchesters. Die erstaunlich einfallsreiche Musik des gerade mal 14-jährigen Mendelssohn konnte ihre Wirkung da aufs Schönste entfalten. Bewundernswert, mit welcher Leichtigkeit der Komponist die verschiedensten Einflüsse, von barocker Fuge bis hin zu Reiseimpressionen aus der Schweiz (im komisch-gemütlichen Trio "La Suisse") auf ganz eigenständige Weise aufnimmt.

Der tiefsinnigen langsamen Einleitung des Kopfsatzes gaben die Musiker das nötige Gewicht, ohne sie zu verdicken, unbändige Spiellaune, verbunden mit großartigem Gestaltungsvermögen, überwältigten im Allegrosatz wie im stürmischen Finale. Atemlose Stille herrschte, wenn Mendelssohn die Musik im zweiten Satz mit hingetupften Kontrabasstönen beinah ersterben lässt, ein Effekt, den das Orchester hinreißend zelebrierte.

Dem muskulösen Spiel und sattem Klang trat mit der Solistin des Abends, die Schweizerin Esther Hoppe, in den beiden Violinkonzerten von Joseph Haydn ein anders gearteter Typus gegenüber. In ihr Spiel mischte sich bisweilen eine Art Überempfindlichkeit, eine leicht hektische Erregung, manche Passage formulierte sie übertrieben rasant, zudem kippte die Farbe ihrer Balestrieri-Violine manchmal ins Stumpfe ab.

Allen spritzigen, virtuosen Partien allerdings stand dieser feurige und manchmal kapriziöse Zugriff gut zu Gesicht. Und dass sie auch sehr innig zu formulieren weiß, belegte ein wunderbar empfindsamer zweiter Satz aus dem C-Dur-Konzert. Das fabelhaft beseelte Spiel des Orchesters, die hinreißenden Aufschwünge, die subtil verwobenen Linien betörten noch einmal in Antonin Dvoraks Serenade in E-Dur.

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