Pop-Klassiker von Billy Joel, Oasis und Blondie Zeitreise nach Leningrad

BONN · Es war der Höhepunkt seiner Künstlerkarriere, hat Billy Joel bekannt: Im Sommer 1987 gastierte der amerikanische Sänger in der damals noch real existierenden UdSSR.

 Einmal Stil-Ikone, immer Stil-Ikone: Blondie-Sängerin Debbie Harry in New York, Februar 2014.

Einmal Stil-Ikone, immer Stil-Ikone: Blondie-Sängerin Debbie Harry in New York, Februar 2014.

Foto: dpa

Der Kreml hatte ihn eingeladen, um im Juli und August insgesamt sechs Konzerte in Moskau und Leningrad zu absolvieren; angefangen hatte die Konzertreise mit einem kleinen Akustik-Auftritt in Tiflis. Die komplette Tour wurde professionell gefilmt, und die Konzerte waren weltweit simultan im Radio zu empfangen. Joel schrieb 1987 Popmusikgeschichte. Das Album "Kohyept - Live in Leningrad 1987" spiegelte die Spielfreude von Joel und Band und den Enthusiasmus des russischen Publikums.

Wer die erregenden Momente auf und vor der Bühne nacherleben will, hat jetzt eine einmalige Gelegenheit. "A Matter Of Trust - The Bridge To Russia" dokumentiert, neu überarbeitet, auf DVD, Blu-ray und als Doppel-CD Billy Joels historische Tour in der Sowjetunion. Billy Joel, geboren am 9. Mai 1949 in der Bronx, ist einer der großen Sänger und Songschreiber des Pop.

Der Komponist, in dessen Songs Pop- und Jazzelemente mühelos miteinander verschmelzen, hat sich früh schon an den ersten Kräften des Genres orientiert: "Wenn es einen Künstler gibt, nach dem ich mich ausgerichtet habe, ist es Paul McCartney." Hätte er John Lennon gesagt, wären die Kritiker vielleicht zurückhaltender und weniger streng mit ihm umgegangen. Sie vermissten immer den politischen Biss und die zur Schau getragene Unangepasstheit eines richtigen Rockstars.

Joel selbst, eher ein Poet als ein Pop-Politiker, hat das nie irritiert: "Wir sind nicht im Studio, um bedeutsame Platten zu machen. Wir gehen ins Studio, mixen einen Song, der dann später über kleine Autolautsprecher läuft. Man soll doch nie aus den Augen verlieren, dass man dazu da ist, die Leute zu unterhalten."

Das gelang ihm 1987 mit Klassikern wie "Angry Young Man", "Honesty", "The Longest Time" und "Uptown Girl". CD und Konzert-DVD bieten viel bisher unveröffentlichtes Material, 1987 erscheint auf einmal ganz gegenwärtig - vom zeitbedingten Kleidungsstil einmal abgesehen.

Von einer mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere wie der Billy Joels konnte die britische Band Oasis nur träumen. Ihre Geschichte begann 1991 und endete 2009. Im August 1994 veröffentlichte Oasis das Album "Definitely Maybe", und Noel Gallagher, neben Bruder Liam einer der Köpfe der Band und kein Mann von Bescheidenheitsposen, erklärte: "Noch in 20 Jahren wird man ,Definitely Maybe' kaufen und seine eigentliche Bedeutung zu schätzen wissen. Nur das ist wichtig."

Grund genug, das Erfolgsalbum 2014 als "Deluxe Box Set" neu aufzulegen, mit nicht weniger als drei CDs und 44 Songs. Das Album schlug 1994 ein wie eine Bombe, die Kritiker überschlugen sich mit Superlativen. "Noel Gallaghers Empfänglichkeit für musikalische Strukturen und Phrasen grenzt an Sammelwut", urteilte das Magazin "Q". Die Beatles schienen mit Oasis wiedergeboren. Manchem Kommentator erschien die Band als Verkörperung des rohen Rock 'n' Roll schlechthin.

Als Oasis debütierte, war die Band Blondie bereits 15 Jahre im Geschäft. Sängerin Deborah Harry, geboren 1945 in Miami, und der Gitarrist Chris Stein schufen Songs wie "Heart Of Glass", "The Tide Is High" und "Rapture". Eine Doppel-CD vereint Vergangenheit und Gegenwart der Band. "Ghosts Of Download" ist der Titel des zehnten Studioalbums von Blondie, "Deluxe Redux: Greatest Hits" rekapituliert die Erfolgsgeschichte der Band.

"Ghosts Of Download" profitiert von der Expertise namhafter Gäste. Das erste Stück des Albums, "Sugar On The Side", ist ein großer Wurf. Mitverantwortlich: die kolumbianische Gruppe Systema Solar, die Cumbia, Hip-Hop sowie Rhythm and Blues originell durcheinanderwirbelt. Dann wieder - Beispiel "Rave" - fühlt man sich zurückgebeamt in die Achtziger. Blondie ist wieder da. Am 25. Juni treten Debbie Harry & Co. im Kölner E-Werk auf.

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