Junge Theater Bonn Zeit für ein kalkuliertes Risiko

BONN · Von Kästner bis Maar: Das Junge Theater Bonn stellt den Spielplan für die Saison 2012/2013 vor.

 Mit diesem Bild wirbt das Junge Theater für die neue Produktion "Ich sehe was, was du nicht siehst".

Mit diesem Bild wirbt das Junge Theater für die neue Produktion "Ich sehe was, was du nicht siehst".

Foto: JTB

Mehr als 40 Jahre existiert das Junge Theater Bonn (JTB) nun schon, und es geht ihm richtig gut! Das Profiensemble, das aus zehn fest engagierten Schauspielern besteht, bringt in jeder Spielzeit vier bis fünf Stücke auf die Bühne. Aber das Besondere am JTB ist das jugendliche Nachwuchsensemble, das ein eher "exotisches Projekt in Deutschland ist", so Moritz Seibert, der Intendant des JTB.

Je nach Stück spielen zwei bis acht Jugendliche aus diesem Ensemble mit. In dem Theaterstück "Die Vorstadtkrokodile", das nach den Theaterferien wieder von August bis Dezember 2012 auf dem Spielplan stehen wird, sind zum Beispiel sechs Jugendliche dabei.

Obwohl die Subventionen sehr niedrig sind und sich das Theater zum größtem Teil selber finanzieren muss (rund 80 Prozent seines Etats), schwimmt es seit einigen Jahren auf einer künstlerischen Erfolgswelle. Mittlerweile zählt es zu den sechs, sieben bestbesuchtem Theatern in ganz Deutschland. Tatsächlich haben sich die Besucherzahlen seit acht Jahren verdreifacht. Heute überschreiten rund 95.000 Zuschauer pro Saison die Türschwellen des JTB.

Das Publikum besteht ziemlich genau aus einer Hälfte aus Privatbesuchern, die andere Hälfte resultiert aus Schulbesuchen. Gerade jetzt kann sich das JTB an ein neues Experiment trauen: "Wir können auch mal ein Stuck wagen mit verantwortbaren Risiko", meint Moritz Seibert. Es geht darum, gemeinsam mit den Jugendlichen aus dem Nachwuchsensemble ein Stück vollständig zu entwickeln. Ein solches Projekt wurde zum erstem Mal im vergangenen Jahr vollbracht mit der erfolgreichen Komödie "Wenn ich Du wär".

Nun wagt man neue Folge: "Ich sehe was, was Du nicht siehst" hat am Freitag 15. Juni, Premiere. Es ist die Geschichte von fünf Jugendlichen die während eines eigentlich harmlosen Sommerausflugs die schlimmste Nacht ihres Lebens erleben. Diese Horrornacht ist der Anfang auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden.

Hauptthema sind Erfahrungen mit Sexualität, die für die heutige, im Internetzeitalter aufwachsende Teenagergeneration noch nie so leicht zugänglich waren. In dem Stück wird unter anderem auch die Frage erörtert, wie Jugendliche damit umgehen.

Außerdem sind im Herbstspielplan des JTB zwei andere Uraufführungen geplant. Eines der beliebtesten Kinderbücher, Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer", hat am 7. September 2012 in einer dramatisierten Fassung Premiere. Moritz Seibert hebt darauf ab, dass in diesem Stück viele Themen behandelt werden, die heute noch Gültigkeit besitzen. Auf der anderen Seite könne man aber den einen oder anderen Konflikt heute auf der Bühne nicht mehr so darstellen, wie es im Buch beschrieben ist. Zum Beispiel die Auseinandersetzungen zwischen Real- und Hauptschülern, die Seibert heute nicht mehr zeitgemäß erscheinen.

Ansonsten bleibt die Bühnenbearbeitung Kästner treu. Und dann ist da noch die Inszenierung von "Sams im Glück", die wohl letzte Sams-Geschichte, die gerade erst von Paul Maar veröffentlicht wurde und als Film auch schon in den Kinos lief. Inszeniert wird das Stück von Lajos Wenzel, er ist die "neue rechte Hand" von Moritz Seibert. Als Kind war er begeisterter Besucher des JTB und ist nun dort der neue Stellvertreter. Rainer Bielfeld wird die Musik zum Spiel komponieren.

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