Bonner Konzerte Zauberhafter Schneemann

BONN · Bonner Konzerte: Adventliche Konzerte für jung und alt sowie Stücke von Bach, Mozart und Brahms stehen auf dem Spielplan.

 Jugendlicher Solist: Klaus Essler im Kinderkonzert.

Jugendlicher Solist: Klaus Essler im Kinderkonzert.

Foto: Erpenbeck

Kinderkonzert: Auch wenn der wirkliche Winter mit Eis und Schnee hierzulande zumindest in den Tallagen noch auf sich warten lässt, in der Beethovenhalle war er schon hereingebrochen. Zeitweise zumindest, denn beim zweiten Familienkonzert ging es um einen Schneemann.

Nicht irgendeinen, sondern einen ganz berühmten. Der britische Autor Raymond Briggs hat mit "Der Schneemann" einen Bilderbuchklassiker geschrieben, den sein Landsmann Howard Blake vertont hat. Das Ergebnis - ein laut Titel "musikalisches Märchen für Sprecher, Knabensopran und Orchester" war nun beim Kinderkonzert zu hören.

Als Sprecher und Moderator leistete Patrick Rohbeck ganze Arbeit. Dabei bezog er das Publikum bis in die hintersten Reihen mit ein. Die Hauptrolle bei diesem Konzert spielte aber die Musik, und die war beim Beethoven Orchester in den besten Händen.

Unter der umsichtigen Leitung von Hermann Breuer waren die Musiker in bester Spiellaune und brachten Blakes eingängige Musik zum Leuchten. Einfach toll absolvierte Klaus Essler seinen Auftritt. Sonst singt er im Kinderchor der Bonner Oper. Auf der Bühne stand er nun ganz alleine und sang das Lied "Wir wandeln in der Luft" wie ein Profi.

Matinée in Muffendorf

Seiner heimlichen Liebe zur Musik des 20. Jahrhundert im Vereinigten Königreich frönte Heribert Beissel beim dritten seiner wie üblich gut besuchten Matinéekonzerte in der Muffendorfer "Kleinen Beethovenhalle".

Diesmal mit Benjamin Brittens entzückender "Simple Symphony" op. 4 aus den 30er Jahren. Und wenn diese Streicher-Suite so lustvoll musiziert wird, wie jetzt vom Chur Cölnischen Kammerorchester Bonn, ist für ansteckend gute Laune gesorgt. Insbesondere der Playful-Pizzicato"-Satz sorgte für manches Lächeln - nicht nur an den Pulten. Erfrischend unkonventionell war die Matinée auch eröffnet worden: Bei Carl Philipp Emanuel Bachs Sinfonie h-Moll (aus Watquenne 182) handele es sich um "sehr harsche Musik" wie Beissel betonte.

In Mozarts Flötenkonzert in G (Köchel 313) war Beissel dann ganz bei seiner "Wiener Klassik". Mit Alja Velkaverh hatte er eine Solistin verpflichtet, die das Staccato des finalen Rondo ruhig etwas kecker hätte formulieren dürfen. Mit einer impressionistischen, in die Stille verklingenden Pièce bedankte sich Velkaverh beim Publikum. Als etwas willkürliche Füller wirkte die Auswahl aus den Walzern op. 39 von Johannes Brahms ebenso wie die zusätzlich ins Programm genommene Romanze sowie ein Impromptu von Jean Sibelius.

Bonner Münster

Adventliche Stimmung und schon ein bisschen Weihnachten gab es im Bonner Münster, wo BonnSonata und der Rheinische Kinder- und Jugendchor zu ihrem traditionellen Adventskonzert geladen hatten. Dabei zeigte sich wieder einmal, über welch ausgezeichnete Klangkultur diese beiden von Münster- und Regionalkantor Markus Karas geleiteten Ensemble verfügen. Dabei boten die beiden Chöre neben stimmungsvollen Weihnachtsliedern aus aller Welt auch Klassiker wie "In the Bleak Mid-Winter" oder "Wünsche und Gedanken". Die Mischung machte es hier ebenso wie beim Gesamtprogramm. Da durfte das Publikum nämlich auch mit ran und sang im Wechsel mit dem Chor zahlreiche Lieder, die von Thomas Boketta an der Orgel begleitet wurden. Und am Ende kam der Nikolaus.

Trinitatis

Am Nikolaustag war in der Trinitatiskirche in Bonn-Endenich mit dem Chor "Armonici senza fili" Besuch aus Italien zu hören. Bereits seit einigen Jahren gibt es als Comenius-Projekt einen Austausch zwischen einer Schule in Bologna und dem Tannenbusch-Gymnasium in Bonn. Bereits vor zwölf Jahren haben interessierte Schülerinnen und Schüler des Liceo Galvani in Bologna unter der Leitung von Marco Cavazza den Chor "Armonici senza fili" gegründet.

Inzwischen ist das Vokalensemble aus den Kinderschuhen rausgewachsen und besteht in erster Linie aus früheren Schülern. Geblieben ist jedoch der Kontakt zum Tannenbusch-Gymnasiums. Im Unisono erklang zunächst "Puer natus in Bethlehem" von 2005. Mit Bachs "In dulci jubilo", dem Choral aus der Kantate BWV 147 und Telemanns "Der Gott unsers Herrn Jesu Christi" vervollständigten den Barockblock.

Der Chor zeigte sich hier bereits als sehr engagiert. Mit Lorenzo Perosis "O Sacrum Convivium" erklang das einzige Werk eines Italieners. Die Qualität des Chores zeigte sich besonders in den A-cappella-Werken von Duruflé und Pärt. Anschließend waren weihnachtliche Volkslieder aus Sardinien und der Emilia Romagna zu hören. Mit einem Schwenk zum Gospel beendeten "Armonici senza fili" das gelungene Chorkonzert. Verena Düren

Brotfabrik

Es gibt in Irland, in Schottland und in Südengland einen Brauch, den Tom Daun aus Solingen uns hier eigentlich auch wünschen würde: "The Twelve Days of Christmas" zwischen dem 24. Dezember und dem Dreikönigstag, an denen Musiker von Haus zu Haus ziehen und - wenn sie ihre Sache gut machen - eingeladen werden, mit der Familie zu essen.

"Twelve Days of Christmas" ist auch der Titel eines traditionellen Weihnachtslieds in Form eines Kinderreims aus dem Jahr 1780, das Daun - "Master of Music" der Universität Edinburgh und einer der führenden Vertreter traditioneller und historischer Harfenmusik in Deutschland - gemeinsam mit seinem Publikum in der Brotfabrik angestimmt hat. "Irish Christmas" - so lautet der Name des Programms, der allerdings deutlich weiter zu fassen ist.

Es umfasst neben den Stücken aus dem Kloster Inchcolm Abbey auf der Insel Inchcolm im Firth Of Forth vor der Küste Edinburghs auch die Melodien des blinden Barden Turlough O' Carolan (1670-1738) auch traditionelle Weihnachtslieder des europäischen Kontinents.

Und auch wenn die keltischen, mittelalterlichen und südamerikanischen Harfen, die Daun mit auf die Bühne gebracht hat, vielleicht auf den ersten Blick noch etwas anderes vermuten lassen - so lässt er die Weihnachtstage viel lieber fröhlich und lebhaft statt besinnlich, ernsthaft und feierlich klingen. Die Zuschauer goutieren dies mit anhaltendem Applaus, mit Füßetrampeln und Bravo-Rufen.

Es könnte also durchaus sein, dass die Musikern, die in den zwölf Weihnachtstagen zu ihnen kämen, nicht die Tür versperren würden. Ganz sicher nicht. Ulrike Strauch

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