Wucht, Verve und Paukenschläge in Bonner Beethovenhalle

Beissel startete nicht nur mit Beethovens obligatorischer "Neunten" ins neue Jahr

Wucht, Verve und Paukenschläge in Bonner Beethovenhalle
Foto: Müller

Bonn. Ins Jahr 2007 starteten Heribert Beissel und seine beiden Ensembles, Chur Cölnischer Chor und Klassische Philharmonie, nicht nur mit der obligatorischen "Neunten" von Beethoven. Beissel und die Seinen hatten ihr noch, als Reverenz an das nun vergangene Jubiläumsjahr, Mozarts sogenannte "Krönungsmesse" C-Dur KV 317 vorangestellt.

Beissel ließ das schöne, die einzelnen Messeteile ausdrucksvoll ausdeutende und dabei zwischen Trompeten- und Paukenfestlichkeit und lyrischer Innigkeit angesiedelte Werk mit seiner engen Verzahnung von Chor- und Solo-Passagen sehr differenziert musizieren. Die dynamische Biegsamkeit und geschmeidige Exaktheit in den Akzenten imponierte dabei beim Chor wie beim Orchester gleichermaßen.

Und auch die vier Gesangssolisten - Claudia Berner (Sopran), Hilke Andersen (Mezzosopran), Klaus Schneider (Tenor) und Sea-Hwan Ahn (Bass) - waren einfühlsame Sachwalter ihrer Partien, unter denen das liebenswürdig-freundliche "Benedictus" ihnen ja allein gehörte. Von besonderer Feinheit und Klarheit auch war schließlich das Sopran-Solo des "Agnus Dei".

Und nach der Pause dann, mit vergrößertem Chor und dem nun vollen Orchester, die 9. Symphonie Beethovens, und zwar mit einer darstellerischen Wucht und Verve und einem klanglichen Aplomb sondergleichen - die enormen Paukenschläge beispielsweise seien hier speziell erwähnt. Diesmal schienen der mit größtem Impetus agierende und fordernde Dirigent, sein Orchester und später dann auch, in der finalen Chor-Kantate, der Chor und die vier Solisten eine noch packendere und markantere und auch vielschichtigere Wiedergabe zu präsentieren, als mans von den früheren Aufführungen her im Ohr hatte.

Großartig etwa, nach dem nebelhaften, unwirklichen Beginn, die Gewalt und Gewalttätigkeit des 1. Allegro. Oder dann die gewissermaßen unerbittliche Prägnanz des reiterrhythmischen Scherzo. Wunderschön ruhevoll ausmusiziert hingegen das Adagio molto e cantabile; und eindringlich-subtil schließlich im Finalsatz das erste Aufklingen der Freuden-Thematik in den tiefen Streichern. Und dann der für den Chor vor allem wie aber auch für die Solisten so anspruchsvolle Schluss-Chor, den Heribert Beissel in seinen einzelnen Abschnitten betont abschattierungsreich in Dynamik wie Expression gestalten ließ, bis das ganze dann in einem wahren Militärmarsch-Furioso endete. Der anhaltende Jubel des Publikums in der Beethovenhalle war nur zu verständlich.

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