Ausstellung im Haus der Redoute Wuchernde Schlaufen und Schlingen

Ein Gruppenprojekt erinnert im Haus an der Redoute an den im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler Bruno Russi.

 Existenzielle Metaphorik: Bild von Bruno Russi.

Existenzielle Metaphorik: Bild von Bruno Russi.

Foto: MECKLENBURG

Aus der seinerzeit von Bruno Russi ins Leben gerufenen Wanderschau "Dialogo Bonn/Turin" ist ein Bonner Gruppenprojekt geworden, das dem im vergangenen Jahr im Alter von 73 Jahren verstorbenen Künstler nunmehr eine großartige Version von "Nachgetragene(r) Liebe" (Romantitel von Peter Härtling) beschert. Im Mittelpunkt stehen daraufhin naturgemäß perfekt ausgewählte und platzierte (Kuratorin Susanne Grube) Nachlassauszüge und damit jene "Nastri" (Bänder), die der Gründer der Gruppe "Art 7" als Leitmotiv und Sprachrohr seiner komplexen Kunstphilosophie und seiner sozialen sowie existenziellen Metaphorik einsetzte.

Aus den mit den Fingerkuppen zerriebenen und abschließend versiegelten Pastellkreiden gehen plastisch wirkende, sich scherenschnittartig wölbende Gebilde hervor, wuchernde Schlaufen und Schlingen, die sich haarfein überlagern, trennen und erneut verbinden.

Monumentale, kreis- oder globusähnliche "Nastri"-Gewächse in nuancenstarker Grauschattierung, aus finsteren Höhlen emportauchende, dezent farbige "Nastri"-Ballungen suggerieren Kraft, Energie, teilen aber auch ein von Melancholie und Konflikt- und Krisenerfahrung erfülltes Bildklima mit.

Die durchweg sehenswerten, bereits in Turin gezeigten Arbeiten, die sich um den Protagonisten versammeln sind vielfach gespickt mit Anspielungen auf Italien, etwa auf Musik, Kunst (Ingrid Grießer: "Giacomettis Nase"), vitales Straßenleben, auf die elegante Donna (Skulptur von Marita Windemuth-Osterloh) oder gar Marienkult (Peter Tutzauer). Zu den Magneten zählen beispielsweise "Die verlorene Zeit" (Assemblagen von Italienerin Milena Kunz-Bijno), Tutzauers raffinierte Mischwelten, hervorragende Linolschnitte von Jutta Reucher, die beschwingten Partituren eines Werner Götzinger sowie Jürgen Middelmanns minimalistische Malerei.

Auf frappierende Weise schälen sich am Ende der Hommage formale Berührungstupfer heraus zwischen Russis grafisch diktierten Bildplänen und den pointiert prägnanten, engmaschig versponnenen Kreisstudien (Bleistiftzeichnung) der jüngst mit dem Theobald-Simon-Preis der Gedok ausgezeichneten, jungen Multimediakünstlerin Alexandra Kürtz.

Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a, bis 31. Januar. Mi-So 14 bis 18 Uhr.

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