Theater im Kloster Bornheim "Wortakrobat" Erwin Grosche zu Gast

BORNHEIM · Ein Abend mit Erwin Grosche ist wie ein Stück Streuselkuchen: Ein Hochgenuss, der viel zu schnell vergeht. "Satt" war das Publikum im ausverkauften Theater im Kloster nach beinahe zwei Stunden "Warmduscherreport Vol. 2" gewiss nicht - jedenfalls forderte es lautstark einen Nachschlag.

 Erwin Grosche begeistert im Theater im Kloster mit Quatsch auf hohem Niveau.

Erwin Grosche begeistert im Theater im Kloster mit Quatsch auf hohem Niveau.

Foto: Wolfgang Henry

Und den gab es: Mit vier Zugaben streute der Paderborner den Klosterbesuchern großzügig noch ein paar besonders leckere Krümel auf den Teller. Tatsächlich ist Streuselkuchen für den Sohn eines Bäckers eine ernste Angelegenheit. Ob frisch oder trocken in den Kaffee getunkt - das Gebäck ist allen Altersstufen bekömmlich, findet Grosche.

Auch diese Feststellung hält dem Vergleich mit dem "Warmduscherreport" stand - denn in seinem aktuellen Programm macht Grosche seine "Literarischen Schräglagen" aus 40 Bühnenjahren noch einmal frisch. Streuselkuchen, Staubsauger, Ampelmännchen - es sind die einfachen Dinge des Lebens, die Ausgangspunkte seiner philosophischen Betrachtungen sind.

Grosches Form von Kabarett ist immer eine Reflexion des Alltäglichen. Ob es der Föhn ist ("ich bin der Föhhhhhhhn, ich mache schööööööön"), den er lautmalerisch zu ungeahntem Leben erweckt, die Hymne an die "Nivea"-Creme oder die Getreidesorten-Gymnastik, die durchaus die Frage aufwerfen könnte: "Was macht der Mann da eigentlich?"

Die Antwort ist einfach: Der Mann macht Quatsch. Quatsch auf hohem Niveau. Grosche ist ein Freigeist und ja, man kann es so sagen, ein kleiner Anarchist: Er putzt die Zähne morgens mit Elmex und abends mit Aronal, drückt beim Äpfelwiegen im Supermarkt auf die Taste mit den Birnen (nur um mal zu sehen, was Äpfel kosten würden, wenn sie Birnen wären) und empfindet Kondompackungen, auf denen ein Haltbarkeitsdatum abgedruckt ist, als nicht hinnehmbaren Leistungsdruck.

Stets verleiht der 59-jährige Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und des Prix Pantheons in der Kategorie "Reif und Bekloppt" den Dingen einen besonderen Charme.

Gerne wird Erwin Grosche als "Großmeister der Wortakrobatik" und "Fantasiefabrikant" beschrieben. Auch die vielen Kinderbücher, die gemeinsam mit seinen übrigen literarischen Veröffentlichungen einen ganzen Tisch im Klostervorraum füllten, verraten seine ganz eigene Sicht der Dinge: Es ist der unverstellte Blick eines Kindes, eine liebenswerte Naivität, aus der heraus er seine Gedanken entwickelt. Es war ein denkwürdiger Abend im Theater im Kloster, der den Zuschauern und Theater-Chef Gerhard Fehn - nicht nur wegen der prall gefüllten Sitzreihen - noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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