Wolfgang Kutzner präsentiert Archaisches in Theatergemeinde

Künstler zeigt eindrucksvolle, durch handwerklichen Schliff gekennzeichnete Nachbildungen - Mehrteilige Hommage an den Spiritus Loci

Wolfgang Kutzner präsentiert Archaisches in Theatergemeinde
Foto: Fischer

Bonn. Man braucht nicht unbedingt einen Blick auf seine Visitenkarte zu werfen, um zu ahnen, in welcherlei Kunstnischen er seine Beschlagenheit walten lässt. Ein Vorspiel jedoch belichtet den Maler Wolfgang Kutzner von einer neuen Seite.

Gezielt gestaffelte Papierkulissen, buchstäblich angerissene Figuren, schlaue Verschattungen von tief leuchtenden Farben vermitteln den Eindruck dramatischer Verwicklungen und zeigen Protagonisten, die ein noch ungelüftetes Geheimnis in sich bergen.

Die mehrteilige Hommage an den Spiritus Loci oder den Spielraum der Theatergemeinde Bonn folgt Treppen aufwärts in Gestalt einer Serie von Medaillons, beschickt mit Porträts, die abgesehen von einer gewissen Patina das Leitmotiv Endlichkeit und Vergänglichkeit heraufbeschwören. Sichtbar wird zugleich eine Leidenschaft für extravagante, atmosphärisch wirksame Papiersorten, deren raffinierte Aufsplitterung wiederum Vorstellungen von Raumtiefe vermittelt.

Dann entpuppt sich im Herzstück der mit "Inspiration Pompeji" überschriebenen Ausstellung das eigentliche Metier des in der Eifel lebenden, 1956 in Hangelar geborenen Künstlers. Ausschlaggebend ist eine aktuelle Inspizierung der historischen Überreste (etwa "Haus der Vettier") der Anno 79 n. Chr. durch einen Vulkanausbruch des Vesuvs verschütteten Stadt Pompeji.

Das Ergebnis sind eindrucksvolle, durch handwerklichen Schliff gekennzeichnete Nachbildungen. Was frappiert, ist in erster Linie ein waschecht simulierter, antiker Charme, die Imitationen in der Tradition von Fresken und historischer Wandmalerei.

Gleichsam wortgetreue Übersetzungen liegen Repliken (Leinwand, Holz, Acryl, Gips, Kreide, Mineralpigmente) zugrunde, die beispielsweise in silbergrünen, graublauen, lapislazuliblauen Farbgebungen, in augenscheinlich authentischem pompejanischem Rot oder in Ebenholzschwarz aufscheinen. Morbides Dekor, etwa in Amoretten und in mythologischen Friesstukkaturen sichtbar, fasziniert das Auge.

Theatergemeinde Bonn, Bonner Talweg 10, bis 30. Mai. Mo-Fr 9- 13 Uhr, Mo-Do 16-18 Uhr.

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