Wolfgang Jaroschka: "Irgendwann muss Schluss sein"

Schauspieler nimmt Abschied von Bonner Theaterbühne

Wolfgang Jaroschka: "Irgendwann muss Schluss sein"
Foto: Beu

Bonn. "Wenn man die Spannung zwischen zwei Menschen darstellen kann und zwar unabhängig davon, ob sie in Liebe, Hass oder Unverständnis besteht, dann ist Theater gelungen." Wolfgang Jaroschka muss es wissen: Er ist seit über 45 Jahren Schauspieler, die letzten zwölf davon am Bonner Theater.

Nun tritt der 66-jährige Bühnenmime nach der Saison seinen verdienten Ruhestand an. In der Gesprächsreihe "Ein-Sichten" im Rheinhotel Dreesen, die vom Verein "Freunde der Kammerspiele" veranstaltet wird, sprach Jaroschka über seinen Werdegang am Theater und sein Glück angesichts der Vielfalt seiner Rollen, die er ausfüllen durfte.

Eine Auswahl seiner Lieblingsfiguren nennt er spontan: der Patriarch in Sartres "Die Eingeschlossenen von Altona", Graf Raimond in Kleists "Familie Schroffenstein" oder der Mönch Boniface in Marina Carrs Stück "Ariel". "Ich habe nie gezielt nach Traumrollen gesucht, mich eher von ihrer Psychologie überraschen lassen."

Geboren wurde Jaroschka 1942 in Litomerice im heutigen Tschechien. Am Kriegsende zog die Familie mit ihren drei Kindern nach Augsburg, wo Jaroschka peu à peu seine Liebe zur Schauspielerei entdeckte: "Als Kind habe ich Messen nachgespielt - der Katholizismus hat etwas sehr Theatralisches. Ich liebte Gedichte und die Geschichten meines Vaters."

Als 19-Jähriger begann er ein privates Schauspielstudium bei Ellen Mahlke in München. Nicht ohne Stolz erzählt er, wie die Hollywood-Größe ihm attestierte: "Du machst deinen Weg, Schritt für Schritt."

Es folgten Engagements in der Schweiz, in Gießen, Hildesheim, Ulm, Darmstadt und Mannheim, jeder Ort ein besonderer für Wolfgang Jaroschka: "Ich hatte das Glück als 25-Jähriger Rollen wie Goethes Carlos aus "Clavigo" spielen oder später mit Regisseuren wie Dietrich Hilsdorf arbeiten zu dürfen." Der Intendant Manfred Beilharz lockte ihn im Jahr 1996 mit einer Festanstellung von Mannheim an den Rhein.

"Ich schätze die Arbeit in einem festen Ensemble sehr. Die Atmosphäre ist familiär, das Spielen noch enger", sagt Jaroschka. Auch wenn er nach dem Ende der Saison mit seiner Frau in München leben will: "Bonn werde ich vermissen. Hier gibt es die schönste Landschaft - und Rollen, die ich geliebt habe."

Bis zum Sommer ist Jaroschka in den Bonner Inszenierungen "Die Großherzogin von Gerolstein" und "Hexenjagd" zu sehen. Als Pensionär will er die Bühne dann nur noch für einige wenige, erlesene Rollen betreten: "Irgendwann muss Schluss sein."

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