Bonner Kunstprojekte Witz und Charme dürfen auch dabei sein

BONN · Dagmar und Achim Weste begeistern sich für konkrete Kunst und wohnen in Miel, einem Ortsteil von Swisttal, zwischen Bonn und Euskirchen.

 Der Blick geht nach oben: Esther Stockers Treppenhaus-Malerei "Geometria" in Endenich.

Der Blick geht nach oben: Esther Stockers Treppenhaus-Malerei "Geometria" in Endenich.

Foto: MIWO
  • Raum2810. Dagmar und Achim Weste begeistern sich für konkrete Kunst und wohnen in Miel, einem Ortsteil von Swisttal, zwischen Bonn und Euskirchen. Der Name des Wohnortes heißt im französischen nicht nur "Honig" und in der englischen Übersetzung "Honey", sondern gibt auch der ansehnlichen Privatsammlung, den das Ehepaar seit 1960 zusammengetragen hat, seinen Titel. Einen Teil der Sammlung hat sich nun Christoph Dahlhausen für eine Ausstellung in seinem großzügigen Ateliergebäude "raum2810" gesichert.
  • Zu entdecken gibt es einiges. Arbeiten aus den frühen 70er Jahren von Georges Vantongerloo und Horst Rave oder das großformatige Werk von Dario Pérez-Flores aus 1989, dessen vertikale Farbstreifen mit davor gespannten Stahlseilen das Auge komplett in Verwirrung stürzen. Wie frei die beiden Sammler die Schublade der konkreten Kunst ausgelegt haben, zeigt eine lyrisch-poetische Collage von Bernard Mandeville oder auch das manipulierbare Bild von Manuel Merida. Hier kann der Betrachter selbst tätig werden und das blaue Pigment im freien Fall beobachten.
  • Was die Ausstellung im raum2810 aber nicht zuletzt ebenfalls sehenswert macht, ist eine neue Edition, die Christoph Dahlhausen für "Young Collectors" aufgelegt hat. Das ist erschwingliche Kunst mit Witz und Charme, wie das Klebepunktebild von Gereon Krebber als Leftover von der Art Cologne, die angeschmolzenen Pylone von Paul Schwer, oder ein paar Ikea-Schüsseln mit Autolack des Hausherrn selbst.
  • Raum2810, Orchideenweg 45 a; bis 19. Januar, Do 16-19, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung, Tel.: 0171/2329935.
  • MIWO Projekt "kunstundwohnen" Nr. 8. Die Bonner Lutfridstraße 5 verfügt nunmehr über ein im wahrsten Sinne einzigartiges Treppenhaus. Pate steht die von der MIWO Gesellschaft zum achten Mal in diesem "Kunstquartier" (Gisela Clement) realisierte Aktion "kunstundwohnen" und das hiermit gekoppelte Engagement der 1974 geborenen Italienerin Esther Stocker.
  • Im Gegensatz jenen feurigen Farbarchitekturen, die der Schweizer Konstruktivist Karim Noureldin den benachbarten Treppenhauswänden vermacht hatte, setzt die in Wien lebende Malerin in ihrem eindrucksstarken Projekt auf eine grafisch geprägte Zeichensprache, die sich plastisch von anthrazit getönten Treppenuntersichten abhebt. Rasch verflüchtigt sich der erste Eindruck einer pointiert systematisch und analytisch durchstrukturierten Deckenmalerei.
  • Zuhause in der Wahrnehmungspsychologie, setzt das namhafte Nachwuchstalent auf allerlei Trugmanöver und andere Raffinements. "Geometria", so der Installationstitel, involviert den Blick in Kippbilder, in das abweichend rhythmisierte Spektrum von Quadraten, bizarr aufgesprengten oder beschnittenen Rechtecken unterschiedlichster Formate. Augenfällig wird eine Motorik, deren Treibkraft und Drive sich von Treppenabsatz zu Treppenabsatz intensiviert.
  • Es greift allenthalben der Widerstreit zwischen geometrischer Erinnerung und spielerisch inszenierter Formenfreiheit. Die Künstlerin konfrontiert durch ihre aufgelockerten Bildarchitekturen nicht nur mit unbetretenen Pfaden konstruktivistischer Malerei. Die prägnant durchgeführte Schichtenmalerei beruht auf einer den Ort mit frischen Impulsen belebenden Synthese aus Schlichtheit und Komplexität.
  • "kunstundwohnen", Wohnhaus Lutfridstraße. 5. Am 9.1., 18 Uhr, findet im Treppenhaus Lutfridstraße 5 eine Begehung der Arbeit von Esther Stocker statt. Beate Eckstein, Kunsthistorikerin und Bewohnerin des Kunstquartiers Lutfridstraße, wird das Projekt erläutern.
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