SnoWhite in Bonn Wie sich Aino Laos von der charmanten Engländerin in die böse Königin verwandelt

BONN · So böse schaut sie eigentlich gar nicht aus. "Ich kann aber auch anders", sagt Aino Laos, und schon bekommen ihre blau-grauen Augen den falschen, gehässigen Ausdruck, den Schneewittchens Stiefmutter eben haben muss. Aino Laos spielt in Frank Nimsgerns Musical SnoWhite genau diese Rolle und sitzt jetzt in der Garderobe, wo Maskenbildnerin Andrea Buuck-Grass aus der blonden, mädchenhaften Engländerin die furchterregende, schöne, fantastische Figur der Märchenkönigin macht.

 In der Garderobe: Aino Laos wird von Maskenbildnerin Andrea Buuck-Grass verwandelt.

In der Garderobe: Aino Laos wird von Maskenbildnerin Andrea Buuck-Grass verwandelt.

Foto: Barbara Frommann

Eine Dreiviertelstunde braucht sie dafür. Zunächst werden die langen Haare "geschneckelt": Die einzelnen Strähnen werden kunstvoll eingerollt. Später wird dann die hohe Perücke und die Krone darauf festgemacht. "Der Horror eines jeden Maskenbildners ist der Verlust der Perücke auf der Bühne", sagt sie und lacht.

Aino Laos liebt die Rolle, weil sie so viele Facetten bietet: Vom athletisch-verrückten Mimenspiel bis zu herausfordernden Gesangsparts. Die 46-Jährige hatte die Rolle bereits vor zwölf Jahren bei der Uraufführung in Saarbrücken übernommen: "Ich bin mit der Königin gereift", sagt sie mit gespielt trauriger Mime.

Doch die quirlige Sängerin, Schauspielerin, Komponistin, Produzentin und Singer/Songwriterin kann nicht lange ernst bleiben - jedenfalls nicht im echten Leben hinter der Bühne.

"Manchmal sind relativ lange Pausen zwischen den einzelnen Aufführungen, dann habe ich auf der Bühne regelrechte Déja vus", erzählt sie, während die Maskenbildnerin den Pinsel auf der Stirn ansetzt. "Aber mal im Ernst: Ich kann die Rolle immer wieder neu interpretieren und mich dadurch neu erfinden", sagt die Sängerin, die in der Nähe von Cambridge aufgewachsen ist.

"In dem Märchen geht es ja auch um die Vergänglichkeit von Jugend und Schönheit, und wer könnte diese Verletzlichkeit und Wut glaubwürdiger darstellen, als eine Schauspielerin, die selbst genau diese Erfahrung macht?" Wenn sie das arme Schneewittchen tötet, dann wirkt sie in der Tat wie eine Rachegöttin: "Ich kann mich total in die Rolle hineinsteigern. Ich koche vor Wut!", sagt sie. "Das ist Schauspielerei: Du musst die richtigen Knöpfe drücken, um Power, Trauer, Freude oder Leid spielen zu können. Und es muss aus deinem Innern kommen - so wie die große Liebe."

Also gibt man auch ein wenig von sich selbst preis auf der Bühne? "Natürlich", sagt sie voller Überzeugung, und so habe sie sich bei Liebesrollen auch immer "ein bisschen" in ihren Partner verliebt. So langsam verschwinden die Gesichtszüge hinter der perfekten Maske. Aino Laos - klingt wie ein Künstlername, ist aber keiner.

Der Vorname ist von der finnischen Hebamme, der Nachname kommt tatsächlich aus Asien, wo ihre Ahnen herkommen. Sie lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Sie kam damals wegen eines Plattenvertrags nach Hamburg, verliebte sich in einen Heavy-Metal-Drummer aus Castrop-Rauxel - und blieb. Heute lebt sie mit Katze und Hund in der Nähe von Saarbrücken. Langsam steigt die Vorfreude. Dann schwebt sie in einem traumhaften Kleid über die Bühne. Ihr Lieblingslied? "Mach Dich schön".

Info: Die Abendvorstellung an Silvester ist ausverkauft, Karten gibt's aber für die Nachmittagsvorstellung und für Sonntag, 23. Dezember. Weitere Aufführungen finden 2013 statt, zum Beispiel am 25. und 31. Januar oder am 14. und 17. Februar.

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