Mozarts "Zauberflöte" in der Bonner Oper Wie im Märchen

BONN · "Nun plaudert Papageno wieder..." Es ist, als hätte der Textdichter Emanuel Schikaneder diesen Satz nicht nur dem sympathischen Vogelhändler aus der "Zauberflöte" in den Mund gelegt, sondern damit auch schon die unzähligen Wiederaufnahmen von Jürgen Roses unverwüstlicher Bonner Inszenierung dieser Mozart-Oper vorausgeahnt.

 Zeitlose Magie: Szene aus der Bonner "Zauberflöte".

Zeitlose Magie: Szene aus der Bonner "Zauberflöte".

Foto: Thilo Beu

Seit 1996 darf der Papageno dieser Inszenierung immer wieder auf die Bühne, um die Herzen von Kindern wie Erwachsenen zu erfreuen. Am Samstag war es wieder soweit. Die Magie der Bonner "Zauberflöte" besteht in ihrer Zeitlosigkeit. Rose stülpt Mozarts Oper kein schlau ausgedachtes Regiekonzept über, sondern erzählt die Geschichte (fast), wie sie im Buche steht - inklusive der langen gesprochenen Wortpassagen. Dafür hat er eine wandelbare, schräge Guckkastenbühne gebaut, die er mit Ornamenten aus der Welt der ägyptischen Mythologie und dem Freimaurertum schmückt. Damit erzeugt er zugleich eine wunderbare märchenhafte Atmosphäre, die heute noch ebenso wirkt wie vor bald zwei Jahrzehnten.

Auch die Darsteller fühlen sich hier nach wie vor wohl. Nicht nur Giorgos Kanaris als herrlich komischer Papageno, der am Ende der Oper noch geistesgegenwärtig genug ist, einen hakenden Vorhang eigenhändig herunterzuziehen, sondern auch sein Gefährte Tamino, dessen Sehnsucht nach Pamina der Tenor Tamás Tarjányi mit schönem lyrischen Schmelz Ausdruck verleiht. Mit Sumi Hwang ist die Angebetete ideal besetzt. Sie bringt das komplexe Gefühlsleben Paminas darstellerisch und vor allem musikalisch ergreifend schön auf die Bühne.

Den Zorn ihrer Mutter, der Königin der Nacht, bringt Estelle Krüger mit treffsicheren Spitzentönen zum Lodern. Priit Volmer steuert einen soliden Sarastro-Bass bei. Herausragend spielt und singt der pechschwarz geschminkte Johannes Mertes den rasenden Monostatos. Das tolle Ensemble wird noch durch die zauberhafte Nikola Hildebrand (Papagena), Judith Kuhn, Susanne Blattert und Anjara I. Bartz (Drei Damen) sowie Scarlett Pulwey, Josephine Löschner und Merle Claus vom Jugendchor der Oper in der Rolle der Knaben wunderbar ergänzt.

Auch Rolf Broman (Sprecher), Josef Michael Linnek und Johannes Marx (Priester) sowie Jon Runar Arason und Egbert Herold (Geharnischte) gefielen. Die musikalischen Fäden hält Dirigent Johannes Prell sicher in der Hand, der das Beethoven Orchester zu inspiriertem Spiel anhält und auch den Chor sicher führt.

Weitere Vorstellungen: 26. Dezember, 23. Januar, 1., 14., 28., 29. März und 6. April 2015. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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