kunstgaleriebonn Werke von Maurer und Stocker treten in einen Dialog

BONN · Sie könnten Mutter und Tochter sein - und auch sonst verbindet die Ungarin Dóra Maurer (76), ehemals Professorin in Budapest, und die Südtirolerin Esther Stocker (39) weit mehr als Sympathie.

 Farbschwung und Raster: Arbeiten von Dóra Maurer (links oben) und Esther Stocker.

Farbschwung und Raster: Arbeiten von Dóra Maurer (links oben) und Esther Stocker.

Foto: Galerie

In Wien kreuzten sich ihre künstlerischen Wege, nun treffen sie sich auf Initiative der Jüngeren zu einem gelungenen Doppel in der kunstgaleriebonn. "Entfernte Nähe" ist ein treffender Titel, beinhaltet er doch eine gewisse Geistesverwandtschaft beider mit geometrischen Formen und in der Sprache der konkreten Kunst operierenden Künstlerinnen, die zudem, jede auf ihre Art, immer wieder das strenge Korsett der Geometrie aufbrechen.

Esther Stockers kompakt wirkende, jedoch federleichte Objekte, die sich mühelos auf dem Boden verschieben oder an der Zimmerdecke aufhängen lassen, verleugnen nie die Herkunft als gerasterter Papierbogen, der durchs Zusammenknüllen seine dreidimensionale Gestalt erhielt. Epoxidharz gibt dem fragilen Material die erforderliche Festigkeit.

In der kunstgaleriebonn lässt sich durch die Verteilung der Objekte erahnen, wie gekonnt Stocker mit dem Raum umzugehen weiß. Es hat Installationen der Künstlerin gegeben, etwa im Mumok Wien oder im Rahmen der Schau "Rasterfahndung" in Stuttgart, wo der Betrachter Teil der Zeichnung im Raum wurde. Auch im aktuellen Fall im Rahmen der Miwo-Reihe "Kunst und Wohnen" in der Endenicher Lutfridstraße 5, spielt Stocker mit diesem Phänomen.

Dóra Maurers ebenfalls federleicht wirkende flache Wandarbeiten gehen - abgesehen von "Quasi Bild" genannten Raumversuchen in den 1980er Jahren - nicht so weit, spielen aber permanent mit der Möglichkeit, auch als dreidimensionale Objekte, als Reliefs wahrgenommen zu werden.

Da scheint sich ein Bildelement wie ein Eselsohr selbstständig zu machen, da gibt es Überlagerungen und Durchdringungen, die eine Räumlichkeit suggerieren. Ganz anders als ihre junge Kollegin spielt die Malerin Maurer mit dem Potenzial von Farbtönen, reizt Phänomene wie Sättigung und Transparenz aus. "Durchdringungen", "Berlinerblau" oder "Quod libet" heißen ihre Bilder, die mit ihren elegant geschwungenen Silhouetten einen Kontrast zu Stockers nicht minder attraktiven "geknüllten" Objekten bieten.

Kunstgaleriebonn, Villa Vaupel, Lotharstraße 106; bis 17. Januar. Di-Fr 14-18, Sa 11-15 Uhr. Heute Weihnachtsfeier in der Galerie ab 18 Uhr mit Glühwein, Plätzchen und Kunst ab 150 Euro

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