Dickes Fell gefragt Wer übernimmt den Chefposten am Kölner Schauspiel?

Köln · Vor der Findungskommission und nach der Absage von Carl Philip von Maldeghem ist der Chefposten am Kölner Schauspiel weiterhin offen. Die Überlegungen gehen weiter.

Nach der gescheiterten Intendantenkür von Carl Philip von Maldeghem stellt die Stadt ihr Verfahren zur Besetzung des Chefpostens am Kölner Schauspiel um. Wie berichtet, soll eine von der Oberbürgermeisterin geleitete und mit externen Experten besetzte Findungskommission die Nachfolgerin oder den Nachfolger von Stefan Bachmann suchen. Der Deutsche Bühnenverein sieht in diesem Verfahren den Königsweg der Stellenbesetzung. Der ehemalige Kulturdezernent Georg Quander aber holte Karin Beier 2007 ohne ein solches Gremium nach Köln, wo sie dem Schauspiel bis zum Sommer 2013 etliche Einladungen zum Berliner Theatertreffen bescherte.

Auch ihren im Dauer-Interim bewährten Nachfolger Stefan Bachmann fand Quander allein. Heute sagt der 68-Jährige, der in Berlin lebt: "Ich halte für eine solche Position in einer Stadt wie Köln eine Findungskommission nicht für notwendig." Nur einmal in seiner Amtszeit wurde eine Führungsperson über ein derartiges Gremium gesucht: „"Da ging es 2007 um die Nachfolge des Opernchefs Christoph Dammann, und in der Kommission saßen unter anderem Jürgen Flimm, Klaus Zehelein und Sir Peter Jonas." Quanders ernüchternde Erfahrung: "Jeder wollte seinen Spezi durchdrücken."

Mit Thomas Wördehoff und Paul Esterhazy blieben zwei Kandidaten übrig, die von der Politik nicht akzeptiert wurden. Quander durfte wieder solo suchen und holte Uwe Eric Laufenberg, der künstlerisch reüssierte, dann aber im Grabenkrieg mit der Stadt lag.

Beier und Bachmann können als Musterbeispiele gelten

Bleibt die Frage, welches Profil die/der Neue haben sollte. Beier und Bachmann können als Musterbeispiele für eine regieführende Intendanz gelten, die auch ganz andere künstlerische Stile neben ihrem eigenen gelten lässt. In den Kölner Jahren von Günter Krämer hingegen wirkten die Inszenierungen der Haus- und Gastregisseure manchmal wie Klonkinder ein und derselben Ästhetik.

Von Maldeghem wurde von den Kritikern an seiner Berufung eine zu wenig fordernde Regiehandschrift nachgesagt, doch umgekehrt hat sich mancher Star-Regisseur als Intendant nicht bewährt. Sebastian Hartmannn scheiterte in Leipzig, Armin Petras wurde mit dem Stuttgarter Staatsschauspiel nie richtig warm – und im Deutschlandfunk dank seiner ausgeprägten Auswärtsspiele als "Nestflüchter" bezeichnet. In den Kölner Spekulationen fiel oft der Name Karin Henkel. "Am richtigen Ort mit der richtigen Truppe" könnte sich die ausgewiesene Spitzenregisseurin eine Intendanz vorstellen, ihre Führungs- und Kommunikationsqualitäten freilich müssten vorab ebenfalls überprüft werden.

Welchen Typ also bevorzugen? Vielleicht ist das weniger wichtig als die Frage, wie jemand zu dieser Stadt passt und wie sehr sie oder er sich auf deren spezielle, oft genug chaotische DNA einlassen will. Nach den Ereignissen um Carl Philip von Maldeghem dürfte ein dickes Fell ebenfalls Einstellungsvoraussetzung sein – was sensible Naturen eher abschrecken dürfte.

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