Wenn Springmäuse Silvester feiern

Ausverkaufte Bonner Beethovenhalle

Bonn. Marktforschungsstudien haben ergeben, dass der Deutsche an Silvester 2002 mehr zu Feuerwerksorgien als zu Böller-Stimmung neigte - "Augenschmaus statt Ohrensausen" hieß die Devise, die vom mitternächtlichen Himmel hinunterleuchtete. Direkt darunter, auf dem Bühnenboden der Beethovenhalle, galten am Silvester-Abend indes andere Regeln - hier stand das Ohrensausen an erster Stelle. Unterbrochen wurde es von kräftigen Lachsalven und gehörte dabei zu einer gelungenen Mischung aus Musik und Kabarett.

Die Wartezeit auf den Jahreswechsel gestalteten elf Unterhaltungskünstler vor ausverkauften Saalreihen mit einem fesselnden, abwechselungsreichen Programm. Frei nach dem Motto "lieber kaputtlachen als krankärgern" ging Anka Zink den technischen Zusammenhängen von Statistik und Mensch auf den Grund.

Der 1977 in Hamburg geborene Bodo Wartke trifft mit seinen selbstgeschriebenen Gedichten und Eigenkompositionen am Klavier oft jenen bissig-schwarzen Ton, der gelegentlich an Altmeister Georg Kreisler erinnert. In den Auszügen aus seinem Programm "Ich denke, also sing` ich" spickt er ihn mit viel Selbstironie mit einer brillanten Technik am Klavier.

Wieviel kreatives Potenzial in der Zubereitung eines Nasi Goreng steckt, zeigte das Improvisations-Ensemble der Springmaus mit Margie Kinsky, Georg Roth, Michael Becker und Paul Hombach (Klavier). Zu den improvisatorischen Glanzleistungen zählte dabei der bilinguale Bühnenauftritt und die gebärdensprachliche Simultanübersetzung, die eine nahezu sportliche Leistung vor Augen führte.

Den Abschluss bildeten die Cöllner Canzonisten. Mit spitzer Zunge und scharfem Blick auf die Eigentümlichkeiten musikgeschichtlicher Stile machten sie ihre bissigen Exkurse in scheinbar verschollenes Kulturgut zum kabarettistischen Genuss. Die fünfköpfige A-cappella-Gruppe zündete ein humoristisches und stilistisches Feuerwerk - gerade richtig zum Abschluss des Silvesterabends in der Beethovenhalle.

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