Wenn Komponisten Texte schreiben

Piano Poeten im Bonner Beethoven-Haus

Bonn. Das Rheinische Musikfest präsentiert im Beethoven-Haus ein wirklich sinnvolles Konzert-Konzept. Die Reihe "Piano poeten" widmet sich solchen Komponisten, die nicht nur für ihre Musik sondern auch für ihre Texte oder Reden bekannt wurden. Den ersten Abend gestalten Michael Rische am Klavier und Hartmut Stanke als Rezitator mit Texten und Musik des Amerikaners Morton Feldman.

Den Anfang macht das Wort: "Am Klavier eine Note zu finden, ist leichter als eine Frau zu finden." Schon hier ist zu bemerken, was für eine erstaunliche Wirkung die Texte des Komponisten auf die Wahrnehmung seiner Stücke haben. Die Leichtigkeit seiner stets ironischen Kommentare, von Hartmut Stanke mit ruhiger, wohldosiert süffisanter Stimme exzellent vorgetragen, färbt auf die Kompositionen ab, gibt den meist abstrakt betitelten Werken etwas menschlichen Charakter.

So fällt es leichter, dem steten Puls des "Piano Piece" von 1952 zu folgen, den Sinn der fließenden Komposition zu erfassen, die sich eines Systems doch weitgehend entzieht. Letzteres hat im Übrigen auch schon John Cage in hellen Aufruhr versetzt, wie Feldman mit der Stimme von Stanke amüsiert berichtet.

Ähnlich verhält es sich mit dem "Piano Piece to Phillip Guston". Weiß man, dass Feldman mit diesem Stück den späten Werken Gustons nachspürt, an denen die lange Freundschaft der beiden zerbrochen ist, meint man die relative Schwere des Stücks besser zu verstehen. Michael Rische gelingt es, das Dialogische der Musik Feldmans ein zu fangen, die Dynamik der tiefen Akkorde und kristallinen Spitzen.

Der Pianist und der Schauspieler dürfen sich schließlich, nach dem zwanzigminütigen Abschluss "Palais De Mari" völlig zu Recht über langen Applaus freuen, ebenso verdient haben ihn die, die diesen feinen Abend zusammengestellt haben.

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