Wenn in der Brotfabrik Hunde rappen und Panzer brummen

Karel Vaneks Choreografie "Fantom Freedom" wird im Tanzsaal gezeigt

Bonn. Was ist Freiheit? Ein Gefühl, ein Zustand oder bloß eine Chimäre, ist sie Fluch oder Segen? Freiheit, das ist der Fall der Mauer, die totale Kommunikation per iPhone und der No-Return-Fly der russischen Versuchshündin Laika per Sputnik-Satellit ins Weltall.

1957 war das, das Jahr, in dem der Tänzer Karel Vanek geboren wurde. "Durch die Fruchtblase habe ich sie bellen gehört." Allerdings starb das Tier wenige Stunden nach dem Start: die Freiheit hat ihren Preis. Für Vanek kein Grund, in Schwermut zu verfallen. Er schickt den Mischling in die Weltraumdisco.

In der Rolle der Hündin liefert er im Tanzsaal der Brotfabrik einen brillanten und zugleich urkomischen Vierbeiner-Rap ab. Mit "Fantom Freedom" hat der tschechische Tänzer und Choreograf Karel Vanek ein sehr persönliches Stück geschaffen. In nachdenklichen Texten lässt er Stationen seines Lebens Revue passieren, die das schillernde Phänomen der "Freiheit" umkreisen.

1968, im Ferienlager zum Beispiel, als er "das Brummen der russischen Panzer" hörte, oder 1987, beim ersten West-Aufenthalt, als er den Film "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" in Wien erlebte, oder 1989 in Marburg, als er "ein Rumpeln" hörte: "Die Mauer war weg."

Diese Statements eröffnen einen Bedeutungsraum, der von der litauischen Tänzerin Lina Puodziukaité, dem Bonner Tänzer Olaf Reinecke und von Vanek selbst mit Tanz, Bewegung und Gestik ausgefüllt wird. Die Ausdruckstonlagen changieren dabei zwischen absurd und skurril oder zärtlich und ergreifend.

Zu Beginn krabbeln die Protagonisten als Krebse auf der Bühne herum, laufen gegen Wände, verkeilen sich ineinander. Ein Meisterstück der Satire ist der Jubelchor, in dem heftiges Winken in erschöpftes Sich-Selbst-Ohrfeigen umschlägt.

Es gibt Geschlechterkämpfe, versonnene Ausdrucksstudien, und einen hinreißenden, von Vanek geröhrten Blues, bei dem die Körper seiner Mitstreiter zu Rhythmus-Instrumenten werden. Schon allein für diese Nummer lohnt sich der Besuch. Nächste Vorstellungen: 23. Januar, 24. und 25. Februar.

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