Abschluss des Crossroads-Festivals Wenn die Gitarren krachen

BONN · Partytime im Rockpalast. Der letzte Tag des WDR Crossroads-Festivals in der Harmonie hätte eigentlich ganz im Zeichen von The Great Crusades stehen sollen, einer von bislang erst drei Bands, die zum zweiten Mal nach Bonn eingeladen worden waren und dementsprechend hohe Erwartungen weckten.

 Schillernder Star: Nik West glänzte bei den Crossroads.

Schillernder Star: Nik West glänzte bei den Crossroads.

Foto: Thomas Kölsch

Diesen wurden die Kreuzzügler aus Chicago auch durchaus gerecht - und standen doch im Schatten eines völlig verrückten, abgedrehten und wahnsinnig guten Quartetts. AC/DC im Hillbilly-Stil und nur mit akustischen Instrumenten? Das können Hayseed Dixie doch nicht ernst meinen! Und ob. Sie konnten es. Und sie taten es. Gnadenlos zogen die vier Rednecks um Frontmann John "Barley Scotch" Wheeler Metal, Pop, Rock und Willy Millowitsch durch das geliebte und besungene Schwarzbier, bearbeiteten dabei Bassgitarre, Banjo und Mandoline in atemberaubender Geschwindigkeit und peitschten das frenetisch feiernde Publikum in den Partyhimmel. So eine Stimmung hat es wahrscheinlich selbst in der Geschichte des Rockpalasts noch nicht gegeben. Auch deswegen wirkten The Great Crusades weitaus harmloser, als sie letztlich waren: So sehr sich die vier Jugendfreunde auch bemühten und einen erstklassigen Americana-Song nach dem nächsten präsentierten, blieb die Menge im direkten Vergleich mit Hayseed Dixie doch verhaltener.

Einen Tag zuvor setzte das Crossroads-Festival wieder einmal auf Gegensätze. Melancholie und Schwermut trafen auf wilden Funk und eine spektakuläre Optik. Auf der einen Seite Sivert Høyem, dieses nordische Äquivalent zu Nick Cave mit einem Faible für progressiven, dunklen Rock, auf der anderen die Prince-Bassistin Nik West mit ihren heißen Rhythmen. Im Publikum kam das gut an. Zwar ließen Høyem und seine Mitstreiter die Gitarren durchaus krachen, blieben aber rhythmisch und melodisch häufig in den Fängen der Schwermut. Egal: So lange diese bemerkenswert charismatische, volle Stimme dazu sang, war auch ein Abtauchen in die emotionalen Tiefen schön.

Vor allem da man hinterher wieder von Nik West herausgezogen wurde. Die 26-Jährige war in ihrem Glitteroutfit, den LEDs auf dem Bassgurt und dem lila Kopfschmuck ein Hingucker. Dazu noch ein massiver Slap-Bass, den sie sinnlich umgarnte und mit dem sie das Fundament für einen treibenden, mit Soul und Jazz angereicherten Funk legte. Kein Wunder, dass Prince Nik West haben wollte. Und nur eins von ihr verlangte: "Just do you". Sei du selbst. Dann kann nichts schiefgehen. Ob du Funk machst - oder abgedrehten Hillbilly-Metal.

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