Weihnachtstraum in der Oper

Erich Wolfgang Korngold war elf Jahre alt, als er seinen "Schneemann" am Klavier komponierte. Ungefähr so alt wie die Zuhörer, die sich beim Familienkonzert in der Bonner Oper durch die von Korngolds Lehrer Alexander von Zemlinski orchestrierte Ballettpantomime verzaubern lassen.

Bonn. Erich Wolfgang Korngold war elf Jahre alt, als er seinen "Schneemann" am Klavier komponierte. Ungefähr so alt wie die Zuhörer, die sich beim Familienkonzert in der Bonner Oper durch die von Korngolds Lehrer Alexander von Zemlinski orchestrierte Ballettpantomime verzaubern lassen.

Schüler des Bonner Ballettzentrums Vadim Bondar tanzen die Geschichte von Pierrot, der den griesgrämigen Pantalone überlisten muss, um an seine Angebetete Colombine heranzukommen. Das gelingt ihm mit Hilfe eines Schneemann-Kostüms und eines echten Schneemanns, der Pantalone einen Heidenrespekt einflößt. Das Stück legt mehr Gewicht auf die pantomimisch erzählenden Elemente als auf klassisches Tanzvokabular - umso beeindruckender ist die Leistung der Ballett-Eleven, die das Abenteuer ohne Worte so erzählen, dass es jeder versteht. Isabell Mahlow ist ein Pierrot voller Elan, der mit Colombine (Kathrin Heydt) einen hinreißenden Pas de deux hinlegt.

Als grantelnder und torkelnder Pantalone hat Katharina Bojahr die Lacher auf ihrer Seite. Thomas Honickel führt das Beethoven Orchester Bonn schwungvoll durch die Partitur, und wenn Konzertmeister Radu Janai mit seinem Solo das Ständchen Pierrots an seine Liebste souffliert, dann schmilzt nicht nur der Schneemann dahin. Den zweiten Teil des Konzerts bestreiten "Nussknacker und Mäusekönig". Honickel hat das Märchen von E.T.A. Hofmann kindgerecht bearbeitet und so mit Tschaikowskys Komposition und Bondars Choreographie verwoben, dass der von Anna Feichtinger und Moritz Honickel schön vorgelesene Text, Musik und Tanz eine Einheit bilden.

Von der Intendantenloge aus beobachten die Kinder der Rahmenhandlung, Anna und Fritz, was sich in ihrem Zimmer abspielt. Der Nussknacker (Kira Bosselmann) führt Fritzchens Spielzeugsoldaten in den Kampf gegen die Truppen des Mäusekönigs (Nina Gibson), und der virtuos getanzte Säbel-Zweikampf zwischen den Anführern gehört zu den Höhepunkten des Ballettparts. Das ganze Ensemble überzeugt mit technischer Souveränität und großer Bühnenpräsenz. Ein Weihnachtstraum, aus dem sich das Publikum nach dem Schlussakkord nur ungern aufwecken lässt.

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