Katja Ebstein im Pantheon Weihnachtsprogramm der ganz anderen Art

BONN · Der Pianist mit dem melodischen Namen René Randrianarisoa spielt zu Beginn ein Weihnachtsmedley. Das war's dann aber auch mit Tannenzapfen-Folklore. Wer so etwas in Katja Ebsteins vorweihnachtlichem Programm "Es fällt ein Stern herunter" erwartet hat, dürfte schwer enttäuscht worden sein.

Alle anderen durften einen im positivsten Sinn bereichernden Abend erleben - mit einer spannenden und empathischen Künstlerin, welche in mehrfacher Hinsicht die richtigen Töne anzuschlagen weiß.

Katja Ebstein beweist in ihrem interdisziplinären Programm aus Gesang und Rezitation, dass sie über ein fein justiertes Sensorium für Situationen und Stimmungen verfügt. Und dass sie ein kritischer, hellwacher, kämpferischer politischer Mensch ist.

Nach wie vor. Die Künstlerin hat sich Texte etwa von Georg Kreisler, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Erich Kästner, James Krüss, Hanns-Dieter Hüsch und Loriot ausgesucht. Natürlich ist auch Ebsteins über alles geliebter Heinrich Heine mit von der Partie, sein "Es fällt ein Stern herunter" verleiht dem Abend nicht nur den Titel, sondern auch die dramaturgische Klammer.

Katja Ebstein singt ein jiddisches Wiegenlied, äußert sich zum israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt, sie serviert nicht selten schwere Kost, klagt an. Sie entwirft sperrige, unbequeme Gedanken, die innehalten lassen und zu einer komplexen Reflexion auffordern.

Die wenigen, genau platzierten Auflockerungen, siehe Loriots Betrachtungen zur Marzipankartoffel, sind mit Bedacht ausgewählt und verwässern diesen intelligent-besinnlichen Abend in keiner Weise.

Und es verwundert nicht, dass Katja Ebstein das allumfassende Datensammeln der Geheimdienste scharf ablehnt. Merke: "Das ist der einzige Trost - dass die Herrschaften es gar nicht schaffen, das alles auszuwerten."

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