Weihnachtsmusik - mal jazzig, mal barock

Vom "Christmas Jazz Trio" in der Bonner Harmonie bis zum Doppel-Gedenken in der Lutherkirche

Harmonie. (Paul Robert) Beim weihnachtlichen Konzert der Bonner Jazzer in der Endenicher Harmonie bewies das "Christmas Jazz Trio", dass man Weihnachtslieder äußerst geschmackvoll verjazzen kann. Alexander Hopff (Piano und Gesang), Andreas Polte (Gitarre) und Martin Zobel (Flügelhorn) gefielen durch ihren gepflegten Sound, anspruchsvolle Arrangements und hohes technisches Spielvermögen.

Beachtlich, wie die Musiker "Stille Nacht" oder "Hark, The Herald Angels Sing" feierlich intonieren, dabei jazzige Harmonien und Jazzrhythmik geschickt einfügen und darüber hinaus mit erheblichem solistischen Variationsvermögen aufwarten. So glänzt Martin Zobel durch filigrane Flügelhorntöne ganz im Stile Chet Bakers, während Andreas Polte durch sensible Gitarren-Akzente zu überzeugen weiß. Alexander Hopff profiliert sich durch perlende Pianoläufe, sauber gesetzte Begleitakkorde und einfühlsame Gesangseinlagen.

Schlosskirche. (Barbara Kaempfert-Weitbrecht) Auch in diesem Jahr hatte der Deutsch-Französische Chor Bonn wieder ein Adventskonzert vorbereitet, das in der Schlosskirche der Universität ein primär französisch ausgerichtetes Programm bot. Ein kleines Orchester, zum Teil aus Mitgliedern des Orchesters der Beethovenhalle rekrutiert, eröffnete unter Chordirigent Stefan Mohrs energischer Leitung den Abend mit dem schönen mittelbarocken Concerto Pastorale von Johann Christoph Pez.

Neben den Streichern und Orgel-Continuo sind hier als Concertino-Instrumente zwei Querflöten im Einsatz, deren stimmungsvoller Klanggestus von Burkart Beilfuß und Anke Ruberg ansprechend nachgezeichnet wurde. Der Deutsch-Französische Chor begann mit A-cappella-Sätzen aus Frankreich, von César Geoffray, Josef Noyon, Jacques Ibert und Rameau.

In Bezug auf Intonations- und Einsatzsicherheit und auch Ausdrucksbewusstheit hinterließ der Chor hier schon gute Eindrücke, die sich beim abschließenden Hauptwerk des Abends, Marc-Antoine Charpentiers (1643-1704) "Messe de Minuit pour No‰l", noch steigerten. Chor und Orchester wie auch die "Grand orgue" (Ludwig Gosaner) erbrachten eine sehr lebendige und klangvolle Gesamtleistung.

Harmonie. (Robert Fontani) Mehrfachen Anlass zur Freude gab es beim Konzert des Bonn-Bahia Social Club. Mit ausgelassenen südamerikanischen Rhythmen sorgte die Hausband des Clubs in der Endenicher Harmonie für heiße Party-Stimmung. Die Aufforderung zum Tanz wurde dankbar angenommen, zumal damit auch ein guter Zweck verbunden war.

Die Einnahmen von 3000 Mark aus dem Benefiz-Konzert kommen jungen Musikern zugute. Das Geld geht an den Freundes- und Förderkreis "Musik ist eine Welt", der die Samba-Band "Bejia-Flor" aus dem Slumviertel der nordbrasilianischen Stadt Salvador da Bahia mit Ausbildungshilfen unterstützt.

Der Bonn Bahia Social-Club hatte für das Konzert ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Für Sound im echten brasilianischen Stil sorgten die Trommler von "Pinha Colon". Patricia Cruz sang Standards wie "Mas que nada" oder "Meditation", begleitet von dem Bonn-Bahia Social Club, der souverän alle musikalischen Register zog. Ihren Höhepunkt erreichte die Party-Laune dann bei dem furiosen Auftritt der Percussion-Formation "Apache".

Lutherkirche. (Barbara Kaempfert-Weitbrecht) Ein ganz spezielles Konzert war in der Bonner Lutherkirche zu hören: Es hatte den Charakter eines Gedenkkonzerts gleich für zwei Komponisten. Bei Joseph Rheinberger war der 100. Todestag zu begehen, Kurt Boßler wäre 90 Jahre alt geworden.

Der in Vaduz geborene und in München als Hofkapellmeister zu Ehren gekommene Rheinberger ist heute weitgehend nur noch mit seinen Orgel-Werken präsent, die in ihrer Verbindung von neobarocken, klassischen und romantischen Elementen stets eindrucksvoll sind. So auch das F-Dur-Konzert für Orgel und Orchester, das im souverän agierenden Berthold Wicke und dem Orchester der Lutherkirche - unter Wolfgang Badun klangvoll musizierend - vorzügliche Interpreten hatte.

Vom Heidelberger Komponisten Kurt Boßler standen drei Werke auf dem Programm, allesamt sehr maßvoll modern in ihrer eindringlichen, durchaus von der Zwölftontechnik geprägten Klangsprache, die vielleicht expressionistisch zu nennen wäre. Solches wurde am deutlichsten bei der Vertonung des Morgenstern-Gedichtes "Der Blick", interpretiert von den ausdrucksvoll gestaltenden Protagonisten Martina Schilling (Sopran) und Irmela Boßler (Flöte), der Tochter des Komponisten, sowie einer Quartett-Formation des Orchesters.

Irmela Boßler hatte zuvor schon mit einer tonschön geblasenen Meditation für Flöte solo ihres Vaters beeindruckt und war dann auch Solistin, neben Ansgar Buchholz (Pauken), in Boßlers 1976 uraufgeführtem Triptychon für Flöte, Pauken und Streichorchester.

Zum Abschluss gab es Mendelssohns ausdrucksstarke Vertonung des 42. Psalms, zu dessen Realisierung unter Wickes engagiertem Dirigat sich Adreana Kraschweskis mit bewegtem Sopran, Tatyana Lewina an der Orgel und nicht zuletzt die dynamisch flexibel singende Kantorei und das farbenreich aufspielende Orchester zusammengetan hatten.

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