Musical Dome in Köln "We Will Rock You" kehrt zurück

KÖLN · Am 12. Dezember 2004 feierte im Kölner Musical Dome ein Bühnenstück seine Deutschlandpremiere, das in einer komplett gleichgeschalteten Zukunft spielt.

 Rockrebellen in einer komplett gleichgeschalteten Zukunft: Szene aus "We Will Rock You".

Rockrebellen in einer komplett gleichgeschalteten Zukunft: Szene aus "We Will Rock You".

Foto: Nilz Boehme

In "We Will Rock You", dem Musical mit den Songs von Queen, ist Lifestyle längst keine Frage des Geschmacks mehr. Das, was man sich anhört und sich ansieht, was man trägt, womit man sich beschäftigt und wie man sich verhält, diktiert ein weltumspannender Konzern namens "Global Soft".

Live gespielte Musik, selbst geschriebene Texte und Instrumente sind verpönt. Eine Handvoll junger Rock-Rebellen begehrt dagegen auf - und begibt sich in die Illegalität.

Nach gut zehn Jahren kehrt "We Will Rock You" nun zurück in den Musical Dome. Die Originalversion von 2004 ist überarbeitet worden, die Dialoge wurden angepasst, die Videoanimationen aktualisiert. Mit gutem Grund. "Die Realität hat die Fiktion überholt", sagt Martin Berger in Hamburg, wo die Neufassung im Beisein von Queen-Gitarrist Brian May (66) aus der Taufe gehoben wurde.

Berger ist ein Mann der ersten Stunde. Als "We Will Rock You" nach zwölf Jahren Laufzeit in London in den deutschsprachigen Raum importiert wurde, übernahm er in Köln, und später in Wien, die Rolle des Kommandanten Kashoggi, des aalglatten Gehilfen der "Killer Queen", die an der Spitze von "Global Soft" steht.

"Alle halten sie ihr Handy hoch und filmen"

"Wer hat da schon von Touchscreen und Smartphones gesprochen?", fragt der 48-Jährige, "das konnte man sich damals noch nicht vorstellen. Ich komme aus Wien, bei uns am Stefansplatz, da hingen früher nur Plakate - jetzt laufen da meterhohe Videosequenzen. So wie bei uns auf der Bühne. Und heute siehst du die jungen Kollegen - und was siehst du? Alle halten sie ihr Handy hoch und filmen."

Eine aus diesem Kreis ist Jeannine-Michèle Wacker (25). In Hamburg gab sie in "We Will Rock You" ihren Einstand als Scaramouche. Scaramouche ist die heimliche Heldin des Stücks. Sie ist zwar "die Tussi" von Galileo, der später zum Anführer der Rebellen wird, aber auch eine junge Frau, die weiß, was sie will und sich mit schlagfertigen Sprüchen zu behaupten weiß.

"Dass wir auf Screens starren - sogar noch nachts, vorm Einschlafen, wenn wir im Bett liegen und noch schnell was twittern, ist zur Volkskrankheit geworden", merkt Wacker kritisch an, "echte Freunde zu finden, worum es im Musical ja auch geht, wird bei der zunehmenden digitalen Vereinsamung immer seltener."

Während Wacker, die aus der Nähe von Zürich stammt, mit "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und mit Musik vom IPod aufwuchs, kennt Berger noch das Gefühl, eine Band zu gründen, "in einem Keller zu stehen, mit einer Gitarre und einem Basslautsprecher - und das kracht so richtig!"

Als Teenager hat sie in den richtigen Läden eingekauft ("Im Alter von Scaramouche und Galileo gibt es keinen schnelleren Weg, sich zu disqualifizieren, als sich falsch zu kleiden"), er hingegen schwor auf selbst genähte Jeans: "Die hatten rote statt der üblichen gelben Nähte." Zwischen Wacker und Berger liegt eine Generation, die nun nachgewachsen ist. Sie wird sich in der Neufassung von "We Will Rock You" wiederfinden.

Und bei den riesigen Einkaufstüten, mit denen die "Gaga Girls", die angesagten Mädchen der "We Will Rock You"-Schule jonglieren, vielleicht an die denen jener Kette denken, die mit "P" anfängt und mit lauter Musik aus der Konserve viel Einkaufsglück für kleines Geld verspricht.

Termine

Donnerstag, 9. Juli, bis Sonntag, 16. August. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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