Enigmatische Erlebnisberichte "WDR-Vorleser" mit Oliver Welke im Pantheon
Bonn · Sattgehört an Horst Evers? Nö. Geht einfach nicht. Mit frappierender Beständigkeit liefert der Berliner Kultautor feinhumorige, schrullige Geschichten und Geschichtchen ab.
So auch bei den jüngsten Aufzeichnungen der "Vorleser im WDR" im Pantheon, wo sich Evers abermals als idealer Gastgeber erweist. Und mit seinem enigmatischen Erlebnisbericht aus Cottbus wieder mal ein Ausrufezeichen in Sachen liebenswürdiger Skurrilität setzt.
Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer haben ihr neues Satirebuch mitgebracht, das den schön rumpeligen Titel "Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk" trägt. Darin werden 77 prominente Deutsche aus dem Zeitgeschehen porträtiert - "und nicht einer hat sich bedankt", bemerkt Welke, Anchorman der vielfach ausgezeichneten ZDF-Satiresendung "heute show".
Die sprachliche Finesse, mit der den Promis schillernde Anekdoten angedichtet werden, unterliegt dabei erheblichen Schwankungen. Felix Magath kommt zum Beispiel mit Synonymen wie "Strafgericht des zornigen Fußballgottes" vergleichsweise aristokratisch davon; Peter Altmaier wird gleichgesetzt mit "Wurstgesicht" und nicht zitierfähigen Worten, Claudia Roth ist schlicht ein "Klimakteriumsopfer".
Die Porträts erinnern oftmals an den sprachlichen Stil des "Titanic"-Magazins; sie sind mal erfrischend witzig, mal ermüdend vulgär, mal angenehm respektlos, mal vordergründig primitiv. Es empfiehlt sich daher, nicht mehr als fünf Porträts hintereinander zu lesen. Dann macht das Kompendium richtig Laune.
Dagmar Schönleber, charmante wie routinierte Lesebühnen-Vertreterin mit entsprechender Diktion, erzählt von schrägen Erlebnissen aus einem Ehrenfelder Eltern-Kind-Café, und Nils Heinrich präsentiert sein aktuelles Ostalgie-Werk "Wir hatten ja nix, nur Umlaute". Nett.
Radio-Sendetermine auf WDR 5 in der Reihe "Streng öffentlich!": 24. Februar und 10. März, jeweils ab 20.05 Uhr. Die nächsten WDR-Vorleser im Pantheon am 12. März.
